Von Regina Wilhelm
Fans und Freunde der Reihe werden es bedauern. Entschädigt werden sie indes mit drei großen Namen, wie Kabarettissimo-Chef Uwe Kreitmann verspricht. Karten gibt es noch für alle Veranstaltungen.
Für den Monat September habe er „leider keine Zusage erhalten, es hat sich nichts ergeben“, sagt Kreitmann im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Außerdem werden im Herrenhof Handwerker erwartet. Da sei es vielleicht gut, dass „nicht gespielt wird“. Und dank der Feste im Herbst böten sich sicher auch den Kabarettissimo-Anhängern schöne Alternativen.
Die Herbst-Winter-Saison 2025 eröffnet ein alter und obendrein renommierter Bekannter: Mathias Tretter. „Er war schon in den ersten Jahren zu Gast hier“, sagt Kreitmann. Und dann immer einmal wieder, zuletzt im November 2023. Obwohl er mittlerweile sehr gefragt ist und etliche Auftritte im Fernsehen hat, komme Tretter immer noch gern nach Mußbach. Im Gepäck hat er bei seinem Auftritt am Freitag, 24. Oktober, sein neuestes Programm mit dem vielversprechenden Titel „Souverän“. Allein das Wort als Adjektiv oder Substantiv verwendet lässt ein breites Spektrum an Konnotationen zu – und das wird der Meister des politischen Kabaretts ausspielen. Zu Wort kommen wird an diesem Abend wieder der meist bekiffte Freund Ansgar. Auch in diese Rolle schlüpft Tretter gern, lassen sich doch mit dieser Figur andere Perspektiven einnehmen.
Kreitmann schätzt den Wahl-Leipziger wegen seines bissigen, scharfsinnigen Humors. Darüber hinaus gehe er stets auf die aktuelle politische Lage ein, was nicht zuletzt das Publikum zu schätzen wisse. Doch, er freue sich schon auf den Abend, und die Resonanz beim Kartenvorverkauf zeige, dass die Zuschauer es ihm gleichtäten, meint er schmunzelnd. Wie üblich bei den September- und Oktober-Terminen beginnt die Veranstaltung erst um 20.30 Uhr; Einlass ist um 19 Uhr.
Schon gut zwei Wochen später setzt Tina Häussermann, „Kabarettistin und Comedienne“, wie es heißt, ein weiteres Glanzlicht. Erwartet wird sie am Samstag, 8. November, um 20 Uhr. Sie wird an diesem Abend ein kleines Jubiläum begehen. 25 Jahre nämlich steht sie bereits auf der Bühne. Und aus diesem Anlass sollen die Zuschauer gemäß Häussermanns gewählten Motto „Happy Konfetti“ die kleinen bunten Papierchen gern zum Feiern mitbringen und werfen. Nein, nein, betont Kreitmann, „Tina Häussermann wird nicht nur in die Kiste greifen und Klassiker zum Besten geben.“ Sie werde auch mit neuen Werken zu überraschen wissen. Diese erzählten wie die bekannten vom kleinen Glück, vom Immer-Wieder-Aufstehen, von Resilienz und Empathie. Die die Kabarettistin hat vor dem Hintergrund ihres Jubiläums Rückschau gehalten, über ihr Leben und die Kunst nachgedacht. Doch sie werde ganz sicher auch die Gäste zum Lachen bringen. Kreitmann verspricht einen „Abend voller Leichtigkeit“.
Den Reigen 2025 beschließt das bayerische Urgestein Helmut Schleich. Uwe Kreitmann freut sich riesig, dass „es nach recht langer Zeit endlich einmal wieder geklappt hat, Schleich nach Mußbach zu holen“. Er sei bereits vor 25 Jahren, „ganz zu Beginn von Kabarettissimo“, da gewesen; und Kreitmann hofft, dass er auch zum Fest anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Reihe 2027 kommen wird. „Aber das ist noch Zukunftsmusik“, fügt er rasch hinzu. Schleich, der durch seine Sendungen im Fernsehen ein bundesweites Renommee erworben hat, wird am Freitag, 28. November, 20 Uhr, auf der Bühne im Festsaal des Herrenhofs stehen.
INFO
Freie Abos gebe es „leider keine mehr“, bedauert Kreitmann. Interessenten sollten sich im kommenden Frühjahr nochmals melden. Ansonsten sind Karten im freien Verkauf erhältlich unter ticket-regional.de oder bei Ticket-Regionalvorverkaufsstellen wie Tabak Dürninger in Neustadt.
Quelle
| Ausgabe | Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 236 |
| Datum | Samstag, den 11. Oktober 2025 |
| Seite | 19 |
Es ist das fünfte Programm des 1966 geborenen Stuttgarter Kabarettisten mit österreichischem Migrationshintergrund. Vor 15 Jahren startete er mit „Langsam werde ich ungemütlich“ seine Karriere als Kabarettist, wofür er zahlreiche Preise bekam, unter anderem den „Stuttgarter Besen“ 2011, dessen Preisverleihung er als Realsatire später im Programm beschreibt. Im Herrenhof war er letztmalig im September 2021 zu Gast mit „Ich sags jetzt nur zu Ihnen“, woran sich noch einige der Zuschauer erinnern und Anekdoten wiedererkennen. Damals ging es um einen zynischen, gescheiterten, uneinsichtigen Bauunternehmer, für den Geld alles bedeutet. So kann er auch nicht verstehen, warum sich seine Frau von ihm trennte – der Zuschauer dagegen schon.
Diese Rolle des nörgelnden Besserwissers, der in echt nichts versteht, nimmt Waghubinger auch am Samstagabend ein. Da plaudert er „locker vom Hocker“ auf einen solchen gestützt, ein „Best of“ seiner Ansichten. Reale Erlebnisse des Menschen Waghubingers dagegen, die nicht weniger satirisch sind, präsentiert er auf einem Stuhl an einem Holztisch sitzend – was eigentlich dem Topos eines Kabarettisten entspräche. Während man dagegen eine Plauderei am Barhocker für wahr halten würde. Diese Brechung ist sicher von Waghubinger beabsichtigt: „Wenn ich am Tisch sitze stimmt’s, wenn ich stehe, stimmt’s auch, aber anders“, so sein Kommentar bei der Einführung der Struktur des Abends.
Realsatire – am Tisch vorgetragen –, ist beispielsweise die Verleihung des Kabarettpreises „Stuttgarter Besen“ 2011 durch den Schauspieler und Kabarettisten Ottfried Fischer. Der Preis habe aus einem Kopf bestanden, der an einem Besen befestigt ist. Der schon damals an Parkinson erkrankte Ottfried Fischer kippte bei der Preisverleihung vornüber. Waghubinger fing den Kopf auf, sprachlich unklar, ob den Fischers oder den des Besens. Seine Tante, die die Übertragung im Fernsehen sah, erzählte jedenfalls dann seiner Mutter voller Stolz, dass es ihr Sohn geschafft habe: Ottfried Fischer habe sich vor ihm verbeugt. Daraufhin sei seine Mutter mit der Tätigkeit ihres Sohnes zufrieden gewesen, während sie zuvor sein Scheitern befürchtet hatte.
Energie sparende MeersauErfunden dagegen sind wohl die Gemeinheiten, die die Kunstfigur als Kind erlebte: Waghubinger wünschte sich ein „Captain Kirk“-Kostüm. Statt eins zu kaufen, strickte ihm seine Mutter ein gelb-schwarz-gestreiftes mit Antennen am Kopf, denn sie sei „strikt“ gegen ein gekauftes gewesen. Als er in den Spiegel sah, erschrak er: „So fühlt man sich, wenn man als Captain Kirk ins Badezimmer geht und als Biene Maja rauskommt.“ Selbstbild und Fremdbild. Ansonsten ist der Abend viel von schwarzem Humor geprägt: Ein verstorbenes Meerschweinchen wurde durch einen Hamster als „Energiesparmeerschweinchen“ ersetzt. Wenn durch den Klimawandel Holland unterginge, sei das Meer näher, die Tulpen dagegen könnten teurer werden. Die Chinesen produzierten solange ohne Rücksicht auf die Umwelt, bis sich das Klima so erwärme, dass wir deren Reis anbauen könnten. Zudem hätte sich die Natur an den Menschen anzupassen, wenn sie mit ihm leben wolle. Oder wie wär’s wenn die Kirche kostenlose Toiletten zur Verfügung stellen würde? Dann würden mehr Menschen in die Kirche „eintreten, um auszutreten“. Eine sinnvolle Alternative zu den überteuerten Toilettenanlagen auf Rastplätzen, meint Waghubinger, auf denen zurecht Wucher – „Voucher“ – stünde. Aktuell konzentriert sich der Kabarettist auf sein Buchprojekt. Danach gibt’s wieder ein neues Programm.
Quelle
| Ausgabe | Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 137 |
| Datum | Montag, den 16. Juni 2025 |
| Seite | 14 |