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Mit spitzer Zunge

Rheinpfalz, Kultur Regional

Das Programm der Kleinkunstbühne Kabarettissimo für das zweite Halbjahr steht

Neustadt. Künstler, „die hier gern gesehen sind und mit Freude wiederkommen“, hat Uwe Kreitmann, Organisator des Kleinkunstprogramms Kabarettissimo, fürs zweite Halbjahr eingeladen. Er verspricht eine gelungene Mischung aus politischem Kabarett, Musik und guter Comedy. Für alle fünf Veranstaltungen im Festsaal des Herrenhofs in Mußbach gibt es noch Karten.

Noch in den Sommerferien, nämlich am Samstag, 30. August, wird einer der Granden des politischen Kabaretts in Mußbach zu Gast sein: Arnulf Rating. Sicher sei er nicht ganz glücklich mit dem vergleichsweise frühen Termin, räumt Kreitmann ein. Aber in Mußbach sei immer so viel los – Feste, Schwimmbad-Open-Air – „darauf müssen wir natürlich achten und Kollisionen möglichst vermeiden.“Rating wird sein jüngstes Programm, „Ganz im Glück“, präsentieren. Das Gesundheitswesen im Allgemeinen und die gängige Praxis in den Warte- und Sprechzimmern sind des Kabarettisten besondere Anliegen. Da schöpft er aus seinem reichen Fundus als Dr. Mabuse oder als Krankenschwester. Gern vergleicht er den Menschen mit einem Computer, dessen Hardware ständig mit irgendwelcher Software gefüttert wird. „Hier paart sich Berliner Spitzfindigkeit mit Charme“, sagt Kreitmann, der auch die Art des Künstlers schätzt, „mal hart zur Sache zu gehen“. Rating, der zur „alten Schule gehört“, lege den Finger in die Wunden und bohre auch mal ganz tief. Erfreut sei er, dass Rating nach wie vor gern nach Mußbach reise, obwohl er in der Hauptstadt ein Theater betreibe und häufig durch Fernsehauftritte gebunden sei.

„Nie! Außer manchmal“. Unter diesem Motto wird Fabian Schläper am Freitag, 26. September, seine Erkenntnisse zur Welt in Wort und Gesang präsentieren. Iris Kuhn, die aus Bad Dürkheim stammt, wird ihn am Klavier begleiten. Ach ja, der Mensch wird genarrt von guten Vorsätzen, die er dann doch immer wieder über den Haufen wirft. Klar, Süßes ist ungesund – und hoppla schon taucht der Löffel ins Schokoladecremeglas. Diese andere Verführungen sind die Themen, denen Schläper nachspürt. Tolle Chansons und ebensolche Nettigkeiten zeichnen den Künstler aus, wie Kreitmann betont. Schon mehrfach gemeinsam mit Tina Häussermann im Herrenhof aufgetreten, sei Fabian Schläper aber auch als Solist beim Publikum sehr beliebt.

Mit der Bildungsmisere, der zunehmenden Verdummung der Gesellschaft durchs Fernsehen und mit einigen physikalischen Phänomenen hat sich Detlev Schönauer unter dem Titel „Geist ist geil“ befasst. Der Mainzer Künstler, den es schon vor vielen, vielen Jahren ins Saarland verschlagen hat, ist am Freitag, 17. Oktober, zu Gast im Festsaal. Chansons, echtes Musikkabarett und den Höhepunkten aus drei Jahrzehnten Bühnenerfahrung wird der französelnde Saar-Rheinland-Pfälzer an diesem Abend in „Jacques“ Bistro“ zum Besten geben. Da der Künstler sehr oft in der Region auftrete, habe er ihn längere Zeit nicht eingeladen, erklärt Kreitmann, der Schönauer ebenfalls sehr schätzt. „Doch wir wollen halt im Bereich der Mittelhaardter Rundschau ein Alleinstellungsmerkmal haben“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Als „Prachtkerle“ geben sich die drei Herren von „Bidla Buh“ am Samstag, 8. November. Die Musiker aus Norddeutschland werden wieder einige Klassiker im Gepäck haben, die sie in ungewöhnlicher Form präsentieren. Ob Gassenhauer aus den 1930er Jahren, ob bekannte klassische Werke oder Pop- und Rock-Songs – Bidla Buh singt und spielt sie in einer Art und Weise, dass die weiblichen Zuhörer ihnen schmachtend zujubeln und die männlichen erstaunt und begeistert sein werden. „Es wird auf jeden Fall ein wunderbarer Musikabend“, verspricht Uwe Kreitmann, den mit den Jungs, „die auch den Pfälzer Wein zu schätzen wissen“, eine private Freundschaft verbindet.

Kamen bei „Bidla Buh“ die Frauen auf ihre Kosten, werden es am Nikolaustag, Samstag, 6. Dezember, vor allem die Männer sein, wie der Kabarettissimo-Chef lachend voraussagt. Ihr Kommen zugesagt hat für diesen Abend Annette Postel. Begleitet von Jazzpianist und Sparringspartner Klaus Webel wird die in Edenkoben beheimatete Sängerin unter dem Motto „Ausziehen“ eine Bühnen-Show par excellence präsentieren. Dabei beeindruckt sie insbesondere mit ihrer Stimme, die vier Oktaven locker nimmt und amüsiert mit ihren Parodien auf Ohrwürmer, ihren Couplets und schrägen Geschichten. Als „Netrebko der Kabarettbühne ist sie bereits bezeichnet worden, und da stimme ich voll zu“, unterstreicht Kreitmann.

Nachgeholt wird die für Mai avisierte und dann aus Krankheitsgründen abgesagte Theaterproduktion „Der abenteuerliche Simplicissimus“. Mit diesem Stück wird am Samstag, 1. November, das Chawwerusch Theater im Festsaal zugegen sein.

Für alle Veranstaltungen sind noch Karten zu bekommen, sagt Uwe Kreitmann, Auch einige Abos seien frei geworden. Aufmerksam macht er auf die neu gestaltete Homepage – „am Feinschliff wird noch gearbeitet“ –, das neue Logo und die neuen Flyer. Die Kabarettissimo-Reihe aber wird in gewohnter Manier fortgeführt. Auch die Preise seien gleich geblieben ebenso wie die Vorverkaufsstellen. Wie immer beginnen die Veranstaltungen am Samstag um 20 Uhr, die am Freitag um 20.30 Uhr. Einlass ist jeweils um 19 Uhr.

Noch Fragen?

Karten zu allen Vorstellungen von Kabarettissimo sind im Vorverkauf erhältlich bei Tabak Weiss, Hauptstraße 61, Neustadt, Telefon 06321/2942; Papier-Schatulle in Mußbach, An der Eselshaut 54, Mußbach, Telefon 06321/60360; an der Theaterkasse am Veranstaltungstag, jeweils ab 15 Uhr, Telefon 06321/96399918, oder im Internet unter www.kabarettissimo.de.

Von Regina Wilhelm

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Kabarettissimo
Michael Krebs

Michael Krebs „Flüsterfuchs – nein danke“

Rheinpfalz, Kultur Regional

Musikkabarettist Michael Krebs präsentiert im Mußbacher Herrenhof sein Programm „Zusatzkonzert“

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Neustadt-Mussbach. Er rockte im wahrsten Sinne des Wortes den Festsaal im Herrenhof: Total begeistert von den Beiträgen des Musikkabarettisten Michael Krebs ließ das Publikum diesen und seinen Begleiter, den Bassisten Boris „the Beast“ Löbsack, am Samstag in der Reihe „Kabarettissimo“ erst nach mehreren Zugaben von der Bühne.
Noch bei der Ankunft am Neustadter Bahnhof hatte sich der Wahl-Berliner Anregungen für seinen Auftritt geholt. Dort war nämlich gerade Joy Fleming aufgetreten. Den etwas einfach gestrickten Witz, den die Sängerin zum Besten gegeben hatte, persiflierte Krebs direkt. Das kam an.

Im Sturm eroberte der Künstler die Herzen der Zuhörer mit seinem virtuosen Klavierspiel in den unterschiedlichsten Sparten. Als kongenialer Partner fungierte der Bassist „Boris the Beast“, der in seinem Heavy-Metal-Outfit und passender Frisur direkt die Blicke auf sich zog. Und Heavy Metal bildete denn auch die Grundlage des Programms. Krebs erweckte das bekannte Festival in Wacken zum Leben. Schon reckte er die Hand in die Höhe – geformt in der „Pommesgabel des Teufels“, dem typischen Zeichen der Anhänger dieser Musikrichtung. Doch leider, so Krebs, hätten mittlerweile auch die Kindertagesstätten dieses Signal für sich entdeckt: Dort bedeute es „Flüsterfuchs“, also eine Mahnung zum still sein. Und das sei ja nun mal das krasse Gegenteil von Heavy Metal, bedauerte Krebs. Um dem entgegenzuwirken, werden am Ende Buttons mit der Aufschrift „Flüsterfuchs – nein danke“ verteilt.

Den Unterschied zwischen Jazz und Heavy Metal machte Michael Krebs in einem Lied deutlich. Mit Jazz unterlegte er obendrein einige Ballermann-Hits, über die er sich herrlich lustig machte. Sicher wissen nur wenige, dass eigentlich Johann Sebastian Bach der Vater der Rockmusik ist. Doch wer anfangs zweifelte, wurde eines besseren belehrt bei der Interpretation von „Smoke on the Water“ oder „The Final Countdown“, durch die eindeutig bekannte Bach-Kompositionen schimmerten.

Zwischen die musikalischen Beiträge streute der Kabarettist Anekdoten aus seinem reichen Lebenserfahrungsschatz. Nicht nur, dass die Berliner ihn darum bitten, einen pedantischen Hausordnungsplan aufzustellen. Als Angehöriger der zweitunbeliebtesten Landsmannschaft, der Schwaben, muss er sich auch allerlei unbotmäßige Anfeindungen anhören. Und dass er obendrein mit einer Grundschullehrerin verbandelt ist, erleichtere seine Position nicht gerade, hielt er fest. Die Zuschauer, die den Festsaal bis auf den letzten Platz füllten, waren von Anfang an von der guten Laune des Künstlers infiziert und entließen diesen und seinen Adlatus erst gegen 23 Uhr in den verdienten Feierabend. (giw)