Wenn „Jacques“ auf Samtpfoten daherschleicht …

Rheinpfalz, Kultur Regional

 … gibt es viel zu lachen: Die „Highlights aus Jacques Bistro“ im Mußbacher Herrenhof

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Auch ein „Jacques“ traut sich in diesen Tagen nicht alles. Auf Samtpfoten daherschleichend, wirft der Kabarettist einen harmlosen jüdischen Witz ins Publikum – und stellt fest: Es traut sich kaum einer zu lachen, er könnte ja sofort in die rechte Ecke gedrängt werden. Weiter vor wagt sich Jacques alias Detlev Schönauer, der Rheinhesse mit Wohnsitz in Saarbrücken, an diesem Abend im Mußbacher Herrenhof nicht. Noch einen Hieb gegen Michel Friedman, „das personifizierte schlechte Gewissen“; einen Verweis auf „die historische Kollektivschuld“, die ihn zwingt, für Taten gerade zu stehen, die lange vor seiner Geburt begangen wurden. Natürlich verkennt er auch nicht die Gefahren der anderen Seite, der rechten Glatzköpfe, die noch wesentlich weniger im als auf dem Kopf haben.

Dieses ambivalente Verhalten, schließt Jacques, hänge mit der nicht bewältigten Vergangenheit zusammen. „Das Problem haben die Amerikaner mit den Indianern nicht. Die haben einfach Filme gedreht.“ Da würden die Indianer meist recht dümmlich dargestellt, „so wie die Saarländer bei de Pälzer“, aber da „steht halt nischd gleisch der Zentralrat der Indianer auf die Matt“. Die Filme seien alle irgendwie ähnlich: Vier Weiße, darunter eine Kitty oder Dolly, stehen mehr als 1000 Sioux gegenüber. Und dann ertönt ein Trompetensignal und schon kommt die Kavallerie nach dem Motto „Lieber zu früh als nie“ und greift ein, wohl auf der „Such nach die Massenvernichtungswaffe“. Aber die „Hauptsach: mir sinn mol do!“. Aber nicht nur die Amerikaner, die „World-Polizei“, kriegen an diesem Abend ihr Fett ab. Die ewig währende Spannung zwischen Saarländern und Pfälzern oder zwischen Männern und Frauen darf ebenfalls nicht fehlen und wird zwischendurch immer mal wieder eingestreut.

Aus der „région parisienne“ kommend, wohne er jetzt in einem winzig kleinen Land, in einer „ganz winzigen Stadt, einem Mickengeschiss auf die Londkart““, nicht zu verwechseln mit Luxemburg – das sei ja wohlhabend. Die „Leut dort, die heut noch sagen, sie fahren ins Reich“, wenn sie die Grenzen passieren, hätten ein vereinfachtes Weltbild: Alle Anrainer sind entweder Pälzer oder Franzose. So „sind die Türke Südpälzer und die Amerikaner Nordfranzose“. Kaum gönnt Jacques seinem Publikum eine Atempause. Er springt weiter zum nächsten Thema, leitet nahtlos – gleich dem Spiel im Spiel – in eine andere Figur über: Die Kapp ab und schon ist Schönauer ein österreichischer Klavierspieler, der sich als OP-Pianist verdingt. Nicht nur der Dialekt „basst“, sondern auch sein Talent am Klavier. Seine Texte – zu bekannten Schlagern oder Klassikern gesungen – sind teils von schwärzestem Humor. Ähnlich gibt sich der bayerische Alleinunterhalter, der im Bistro bei Feiern spielt. Da die Texte einen Bezug zur Hauptperson haben sollen, intoniert er bei Taufen ein Schlaflied: „Schlaf, Saubua, schlaf endli ein!“.

Doch ein Highlight unter den „Highlights“ – so das Motto des Abends – ist der Flirtschule-Besucher aus der Schweiz. In Emilscher Manier präsentiert er den verklemmten Typen, der gelernt hat, wie er eine Frau à la Humphrey Bogart anmacht.

Weit ist das Spektrum der Stoffe, die Schönauer auf die Schippe nimmt. Und obwohl die Fans natürlich etliche Szenen kennen, sind sie nicht minder komisch, wie beispielsweise der Wandel der Textaufgaben vom Kaiserreich über die Nazizeit bis hin zum Jahr 2002 oder der saarländischen Version, in der Hausmann Norbert Lyoner von Höll, die mit der Plombe, kauft.

Darüber hinaus versteht sich der „Mainzer Saarländer“ trefflich aufs Improvisieren, wenngleich die Impulse aus dem Publikum an diesem Abend nur spärlich kommen. „Wahrscheinlich traut sich keiner zuzugeben, dass er Lehrer ist“, ruft er zurück, als sich keiner meldet, und er über die Ergebnisse der Pisa-Studie herzieht. „Rückedizücke“ neigen sich die „Highlights“, die am Freitag (Zusatztermin) und Samstag gelaufen sind, dem Ende zu.

Als Zugabe gibt der Solokabarettist einen unvergleichlich vorgetragenen Auszug aus einem Drama von „Monsieur Shakespeare“ mit gelesenen Satzzeichen. (giw)