Sie sind wieder da, Emmi, das singende Krisengebiet, und die russische Tastenfachkraft Valentin Willnowsky. Wir erinnern uns: die kauzige Kammersängerin wollt’s noch mal wissen, durchstarten, ein Musicalstar werden. Doch selbst für die älteste Mieze aus „Cats“ war sie zu klapprig. Frustriert dopt sie sich mit Eierlikör und sauren Gurken, es kommt, wie’s kommen muss: Perfide buddelt der kahlköpfige Kosakenzipfel seine Chefin mit Escorial Grün ab, hält ihr ein Papier unter die Schnapsnase und lässt unterschreiben – einen Heiratsvertrag! Immerhin: Aufenthaltsgenehmigung gegen lebenslange musikalische Begleitung.
Szenen einer Ehe: Emmi und Valentin flittern in der „Kleinen Möwe“ zu Binz und kämpfen einen hammerharten Rosenkrieg, hundertprozent treffsicher unterhalb der Gürtellinie. In ständigem Clinch mit ihrer Zahnprothese spuckt die olle Fregatte Gift, Galle und Ouzo, zofft sich mit ihrem renitenten Klimperknecht aufs Feinste und Gemeinste, immer ein flottes Lied auf den Lippen, von der Knef oder Corinna May, Dalida, Johnny Logan oder Jacques Brel, Songs von Trieben, Tundra, Tantra, von Liebe und Leid, Sonne und Suff, von Krämpfen und Kolchosen. Die rüstige Rentnerin schwingt ihre künstlichen Gelenke, bis die Stützstrümpfe reißen und der Hüfthalter kracht. Doch auch der fipsige Ural-Underdog (übrigens im richtigen Leben der studierte Musiker Christian Willner) fletscht seine Zähnchen: „Emmi ist wie die Titanic, wenn sie singt, sterben die Menschen!“
(Regie: Quatsch Comedy Club-Gastgeber Thomas Hermanns) ist eben das ganz andere Musikkabarett, witzig, komisch, nie lächerlich, aber herzzerreißend und zwerchfellerschütternd. Denn „Emmi ist wie ein Unfall, schlimm, aber man muß immer wieder hingucken!“