Meister der Wortspiele

Kultur Regional

Stefan Waghubinger amüsiert im Herrenhof

Mußbach. Wie kann es passieren, dass man als Captain Kirk ins Badezimmer geht und als Biene Maja rausgeht? Im Leben des Stefan Waghubinger ist das möglich, wie er im Programm „Hab ich euch das schon erzählt?“ am Samstag im Mußbacher Herrenhof bewies. Es ist ein „Best of“ der Wortspiele und Gemeinheiten seiner alles besser wissenden Kunstfigur, ergänzt durch Realsatire aus seinem Leben. Die Lacher sind ihm sicher.

Es ist das fünfte Programm des 1966 geborenen Stuttgarter Kabarettisten mit österreichischem Migrationshintergrund. Vor 15 Jahren startete er mit „Langsam werde ich ungemütlich“ seine Karriere als Kabarettist, wofür er zahlreiche Preise bekam, unter anderem den „Stuttgarter Besen“ 2011, dessen Preisverleihung er als Realsatire später im Programm beschreibt. Im Herrenhof war er letztmalig im September 2021 zu Gast mit „Ich sags jetzt nur zu Ihnen“, woran sich noch einige der Zuschauer erinnern und Anekdoten wiedererkennen. Damals ging es um einen zynischen, gescheiterten, uneinsichtigen Bauunternehmer, für den Geld alles bedeutet. So kann er auch nicht verstehen, warum sich seine Frau von ihm trennte – der Zuschauer dagegen schon. 

Diese Rolle des nörgelnden Besserwissers, der in echt nichts versteht, nimmt Waghubinger auch am Samstagabend ein. Da plaudert er „locker vom Hocker“ auf einen solchen gestützt, ein „Best of“ seiner Ansichten. Reale Erlebnisse des Menschen Waghubingers dagegen, die nicht weniger satirisch sind, präsentiert er auf einem Stuhl an einem Holztisch sitzend – was eigentlich dem Topos eines Kabarettisten entspräche. Während man dagegen eine Plauderei am Barhocker für wahr halten würde. Diese Brechung ist sicher von Waghubinger beabsichtigt: „Wenn ich am Tisch sitze stimmt’s, wenn ich stehe, stimmt’s auch, aber anders“, so sein Kommentar bei der Einführung der Struktur des Abends.

Realsatire – am Tisch vorgetragen –, ist beispielsweise die Verleihung des Kabarettpreises „Stuttgarter Besen“ 2011 durch den Schauspieler und Kabarettisten Ottfried Fischer. Der Preis habe aus einem Kopf bestanden, der an einem Besen befestigt ist. Der schon damals an Parkinson erkrankte Ottfried Fischer kippte bei der Preisverleihung vornüber. Waghubinger fing den Kopf auf, sprachlich unklar, ob den Fischers oder den des Besens. Seine Tante, die die Übertragung im Fernsehen sah, erzählte jedenfalls dann seiner Mutter voller Stolz, dass es ihr Sohn geschafft habe: Ottfried Fischer habe sich vor ihm verbeugt. Daraufhin sei seine Mutter mit der Tätigkeit ihres Sohnes zufrieden gewesen, während sie zuvor sein Scheitern befürchtet hatte. 

Energie sparende MeersauErfunden dagegen sind wohl die Gemeinheiten, die die Kunstfigur als Kind erlebte: Waghubinger wünschte sich ein „Captain Kirk“-Kostüm. Statt eins zu kaufen, strickte ihm seine Mutter ein gelb-schwarz-gestreiftes mit Antennen am Kopf, denn sie sei „strikt“ gegen ein gekauftes gewesen. Als er in den Spiegel sah, erschrak er: „So fühlt man sich, wenn man als Captain Kirk ins Badezimmer geht und als Biene Maja rauskommt.“ Selbstbild und Fremdbild. Ansonsten ist der Abend viel von schwarzem Humor geprägt: Ein verstorbenes Meerschweinchen wurde durch einen Hamster als „Energiesparmeerschweinchen“ ersetzt. Wenn durch den Klimawandel Holland unterginge, sei das Meer näher, die Tulpen dagegen könnten teurer werden. Die Chinesen produzierten solange ohne Rücksicht auf die Umwelt, bis sich das Klima so erwärme, dass wir deren Reis anbauen könnten. Zudem hätte sich die Natur an den Menschen anzupassen, wenn sie mit ihm leben wolle. Oder wie wär’s wenn die Kirche kostenlose Toiletten zur Verfügung stellen würde? Dann würden mehr Menschen in die Kirche „eintreten, um auszutreten“. Eine sinnvolle Alternative zu den überteuerten Toilettenanlagen auf Rastplätzen, meint Waghubinger, auf denen zurecht Wucher – „Voucher“ – stünde. Aktuell konzentriert sich der Kabarettist auf sein Buchprojekt. Danach gibt’s wieder ein neues Programm.

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 137
DatumMontag, den 16. Juni 2025
Seite14