„Horch mol hie, des klingt so Pälzerisch“

Rheinpfalz, Kultur Regional

„Musik, Sproch und Wein“ mit „Reinig, Braun und Böhm“ und Martin Weller im Mußbacher Herrenhof

Hier geht´s zum Veranstaltungshinweis

Irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen. Obwohl sich die Musiker alle erdenkliche Mühe gaben, kam erst gegen Ende des Abends gute Stimmung auf, klatschte das Publikum erstmals begeistert mit und forderte auch lauthals eine Zugabe. Unter dem Motto „Mussik, Sproch und Wein“ hatte der SWR 4, der die Veranstaltung aufzeichnete, gemeinsam mit „Kabarettissimo“ „Reinig, Braun & Böhm“ sowie Martin Weller in den Festsaal im Kelterhaus des Herrenhofs Mußbach eingeladen.

Den Auftakt bildet Martin Weller, der, bekleidet mit Schlapphut, als (fast) wahrer „Hochwald-Cowboy“ durchgeht. Auf einem Hocker in Country-Manier sitzend mit Gitarre in der Hand stellt er sich vor: „Ich sin de Martin.“ Er komme aus einer Gegend, die bekannt sei für Edelsteine, aber auch fürs Grillen. Und für die, die es immer noch nicht wissen, ergänzt er, dass auch Bruce Willis dort beheimatet sei. Das will zwar niemand so recht abnehmen, aber gut …

In seinem Hunsrücker Dialekt besingt Weller die kleinen und großen Episoden, die das Leben für den Einzelnen bereit hält. So geht es um Beziehungsprobleme, um das liebe Geld oder um Leben und Brauchtum im Hunsrück: Dem mit „Bierbooch“ Gestraften läuft die Freundin davon, der Lotto-Gewinner verliert sein ganzes Geld beim Roulette, der Zahnarzt will sich auf Kosten des Patienten seinen Mercedes finanzieren und der „Chef von unserm Hasezuchtverein“, Franz Otto Klein, hat sogar „ä Unnerbux aus Hasefell“, bis er sein Prachtexemplar doch schlachtet, weil ein anderer Rammler noch größere Ohren hat.

Martin Wellers selbst getexteten Lieder – meist Blues, ab und zu Melodien von Superhits – sind manchmal ein wenig makaber, manchmal ein wenig böse und manchmal ein wenig derb. Doch der Dialekt federt die eine oder andere herbe Wendung ab, lässt aus dem pikierten Schlucken ein herzhaftes Lachen werden.

Und immer wieder versucht der Interpret das Publikum zum Mitsingen zu animieren, was auch in Anbetracht des Dialekts nicht wirklich als Chorgesang durchginge. Nach zwei in ähnlicher Manier gestrickten Gedichten, banal-schwarz-humorigen Inhalts, setzt Martin Weller mit seinem „Knack, knack, knacken ich den Tresor“, dem „Hochwald-Cowboy“ und nicht zuletzt dem „Echt Hunsrücker Schlachdfesd“ nochmals „typische“ Glanzlichter.

„Echt Pälzisch“ ist fast durchgehend das Repertoire von „Reinig, Braun & Böhm“, die sich weibliche Unterstützung mitgebracht haben: Am Cello begleitet Charlotte Lettenbauer die Gruppe. Die drei Bandmitglieder, die von anderen Formationen her bekannt sind, beeindrucken vor allem durch die Vielfalt ihrer Instrumente. Rüdiger Böhm spielt mehrere Flöten und das Keyboard und Paul Reinig Mandoline, Gitarre und Akkordeon; Peter Braun brilliert mit Gitarre und Gesang. Für den Abend haben sie ein breites Spektrum an Liedern mitgebracht. Da sind Liebeslieder, wie das eines Opas, der an die gute alte Zeit zurückdenkt, in der „alles begonnen hat“, ein anderes, das unter „Luschd uff dich“ eine in leisen Tönen daherkommende Hymne auf die Angebetete ist. „Das Brot der Heimat“ beschwört die Sehnsucht eines nach Amerika ausgewanderten Juden nach der Heimat. Ein Blick zurück auf die gute alte Zeit, die in Wirklichkeit geprägt war von Armut und harter Arbeit, oder auf die Nachkriegszeit, „als mer hot hammschdere gehe misse“ stimmen nachdenklich. Die Musik, die in diesen – vornehmlich – Balladen einen großen Raum einnimmt, unterstreicht die Aussage der Texte.

Lustiger „de Birkweilerer“ – ein Tanz, „der heit noch in Hääschde gedanzt werd“ – oder die Ballade „vum dolle Fritz“ zeigen die humorvolle Seite der drei Musikanten. Zu wahrer Hochform schwingen sie sich in ihrer „Rock n“ Roll“-Version von „Horch mol hie, des klingt so Pälzerisch“ auf. Begeistert klatscht der Saal mit. Zwischendurch kommentieren „Reinig, Braun & Böhm“ teils witzig, teils selbstironisch sich und ihre Lieder.

Die mit Nonsens-Versen bestückte Weise „Heit is Kerwe in unserm Dorf“ und das älteste Liebeslied aus „de Palz“ von Friedrich von Leiningen geben die Jungs als Zugabe. (giw)

INFO

In der Reihe ‚Hier sind wir daheim‘ präsentiert SWR 4 Ausschnitte aus der Mundarttournee ‚Mussik, Sprooch u Wein‘ jeden Sonntagabend von 18.05 bis 20 Uhr.

Von unserer Mitarbeiterin Regina Wilhelm