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Schweres Gepäck

Kultur Regional

Musikkabarettduo Mackefisch bei Kabarettissimo im Mußbacher Herrenhof

Von Annegret Ries
 

Gegen Ende des Konzerts des Duos Mackefisch im Herrenhof in Mußbach erzählt Peter Fischer, dass er lange Jugendleiter bei der evangelischen Jugend war. Irgendwie wirken Fischer und Lucie Mackert, als wären sie das immer noch. Oder Straßenmusiker mit Fußrasseln und selbstgebauten Instrumenten.

Selbstgebastelt sind auch einige der Instrumente, die Lucie Mackert spielt. So hat sie auf eine leere, bauchige Ginflasche ein kleines Becken befestigt und so ein Schlaginstrument daraus gemacht. Auch sonst gehören zu ihrem umfangreichen Instrumentarium einige Schlag- und Percussioninstrumente, die sie teils mit den Füßen bearbeitet. Zwischendurch setzt sie ihre Oberschenkel als Instrument ein, indem sie die mit Schlagstöcken bearbeitet. Sie spielt Tamburin, Banjo und Gitarre, Peter Fischer dagegen „nur“ Piano.

Das dürfte mindestens so schwer sein wie alle Instrumente von Mackert zusammen. Was eigentlich nicht wichtig ist, aber bei dem Duo eine gewisse Bedeutung hat. Denn Fischer und Mackert sind natürlich klima- und umweltbewegt und fahren mit ihrem kompletten Instrumentarium und sonstigem Gepäck ausschließlich mit dem Zug zu ihren Auftritten, wie die beiden im vollbesetzten Festsaal erzählen. Wobei sie zu dem Auftritt im Herrenhof ihr Gepäck nicht allzu weit schleppen mussten, das Duo lebt in Mannheim. „Bahnfahren mit 80 Kilo Gepäck ist wie Wohnen in Mannheim, es ist nicht nur geil, aber es geht“, berichtet Mackert. 

Es lohnt sich für die Zuhörer durchaus, dass Fischer und Mackert so viele Instrumente herumschleppen, denn musikalisch sind Mackefisch echt gut. Die selbstkomponierten Lieder des Duos sind sehr vielfältig, oft sind es schnelle Rhythmen, manchmal eher ruhige Balladen. Beide spielen gut, es ist teils beeindruckend, wie es Mackert schafft, mehrere Instrumente gleichzeitig zu bedienen, dabei noch zu singen – und das alles gekonnt.

Nun sind Mackefisch nicht nur Musiker, sie machen Musikkabarett. Damit ist klar, dass ihre Lieder deutsche Texte haben. Die sind auch aus der eigenen Feder der beiden. Es sind Texte, die oft erst ganz nett und harmlos klingen und es irgendwann unvermittelt doch nicht mehr sind, sondern ironisch, satirisch, manchmal sogar etwas bissig. Oder auch umgekehrt: Erst wirkt der Text ziemlich böse und wird dann doch nett. Wobei. wirklich böse und direkt sind die Texte nie, es ist meist eine eher versteckte Ironie, immer auch ein wenig versöhnlich – ehemalige Jugendleiter eben, die sind immer noch ein bisschen nett. „Harmoniedergang“ ist der zu diesen Liedern sehr passende Titel des Programms.

In den Liedern geht es meist um das, was so alles zum Leben dazu gehört. Etwa Paarbeziehungen, wobei auch hier eine Prise Ironie dafür sorgt, dass es nicht allzu gefühlig wird. „Wir teilen uns ein Leben, ein Konto und ein Klo“, heißt es etwa in einem Liebeslied. „Aber leider gibt es Netflix“ ist der Titel eines Liedes, in dem erzählt wird, dass man irgendwie doch immer wieder auf der Couch vor der Glotze landet. Sogar der Pandemie kann das Duo etwas Positives abgewinnen, denn dank Zoom und anderer digitaler Varianten „kennen wir jetzt alle eure Wohnzimmer“. Natürlich darf das Thema Klima nicht fehlen. So machen sich Mackefisch in einem Lied Gedanken darüber, ob es sich lohnt, für ihren „potenziellen Enkel“ zugunsten des Klimas auf manches zu verzichten oder ob der Enkel vielleicht ein unsympathisches „kleines Sackgesicht“ ist.

Mit dabei haben Mackefisch „unser Tagebuch“, das im Programm immer wieder auftaucht und dem Mackert einiges anvertraut, etwa wie sie beim Versuch, sich sportlich zu betätigen, beim Joggen von einer Schnecke überholt wird.

„Ich freue mich total auf meinen Feierabend“ teilt Mackert schon zu Beginn des Auftritts mit. In den werden sie und Fischer erst nach zwei Zugaben entlassen.

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 73
DatumMontag, den 27. März 2023
Seite19

Mackefisch
25.03.2023

Glück kann ein Lächeln sein

Kultur Regional

Das Magier-Duo „Junge Junge“ bringt mit seiner Zauber-Comedy-Show „Glücksmomente“ das Publikum im Herrenhof zum Lachen und Staunen

Von Birgit Karg

Kleeblatt, Hufeisen und Marienkäfer gelten gemeinhin als Glückssymbole, und für viele auch der Luftballon auf dem Jahrmarkt. Mit dem gelben Aufblas-Ding und verblüffendem Schnur-Trick eröffneten die beiden Brüder Gernot und Wolfram Bohnenberger alias „Junge Junge“ am Samstag auch ihre zauberhafte Show im Mußbacher Herrenhof.

Dem Maikäfer zauberten sie die Punkte erst auf die Flügel, dann färbten sie sie bunt, ehe sie die Tupfen als XL-Konfetti zu Boden regnen ließen. Wie das? Staunende Gesichter gab es oft an diesem kurzweiligen Abend, an dem die Magier aus dem Schwäbischen alle Register ihrer Kunst zogen. 

Fingerfertigkeit und Illusion gaben sich die Hände, sei’s beim Elemente-Zauber mit sich wie von Geisterhand nachfüllenden Wasserschalen, beim Verschwinden von Gegenständen, der Teleportation von Spielkarten oder beim Lesen der Gedanken von Leuten im Publikum. Gernot Bohnenberger, der Ältere der beiden zaubernden Brüder und von Haus aus Arzt, philosophierte über das Glückshormon Serotonin und hatte gleich den passenden Schokoladen-Zerstückelungstrick mit dabei. „Der geht nur mit Milka, mit Ritter-Sport nicht“, gab der verschmitzte Zopfträger zu Protokoll. Aber auch seinem jüngeren Bruder Wolfram, einem gelernten Diplom-Ingenieur und Architekten, blitzte der Schalk aus den Augenwinkeln unter der Wuschelfrisur hervor. Mit konischen Klötzen baute er das magische „Haus des Lebens“, das auch bei Zufügung weiterer Bausteine stets ein Ganzes blieb. 

Viele bekannte Taschenspielertricks mit Kästen und Karten, Zahlen und Figuren hatte das sympathische Duo im Programm, präsentiert wurden die Tricks jedoch auf ungewöhnliche, verblüffende Art und im Rahmen augenzwinkernd philosophischer Betrachtungen über die Glücksmomente im Leben. Und die sind bekanntlich so unterschiedlich wie die Menschen selbst: Der US-Metropole Las Vegas als Mekka des Spiel- und Liebesglücks zollten die Zauberer Tribut in Karten- und Mentaltricks, bei denen sie eine mechanische Denker-Plastik wie von Zauberhand die Augen rollen ließen, ehe die Schädeldecke der geheimnisvollen Damenbüste eine XL-Spielkarte freigab.

Zwischendurch gaben die beiden Reutlinger Einblicke in ihre Künstler-Karriere. In Einspiel-Sequenzen zeigten sie vergnügliche Blicke hinter die Kulissen des Showbusiness. Mit Fundstücken von ihren weltweiten Tourneen ging es auf eine Bilderreise durch den internationalen Schilderwald. Höhepunkt vor der Pause war ein visueller Show-Act, der die Weltmeister der Magie von ihrer komödiantischen Seite zeigte: Mit der Nummer „Crazy Chaps“ erreichten sie den Gipfel der Rasanz: Zwei ausladende Hutkrempen, laufend umgeformt im Sekundentakt, spielten die Hauptrolle in einer furios choreografierten Synchron-Einlage und machten die Magier unter anderem zu Cowboy, Torero, Napoleon, Flaschenkind und Schlagertante. Das war perfekte Parodie und Klamauk in einem.

In der Pause hielten die Veranstalter im Foyer Stielgläser bereit, die sich mit Weiß- oder Rotwein-Glück füllen ließen. Nach einem derartigen Viertel Glück erwartete die Besucher dann greifbare Magie mit Gegenständen. Wie der Tastsinn das Denken haptisch beeinflusst, zeigten die Magier gemeinsam mit Besucherin Christiane, die ihre Hand zum Blind-Ertasten in eine Fühlbox steckte. Zwischendurch gab es Anleitung zur Glücksverweigerungsoptimierung aus Paul Watzlawicks Kult-Buch „Anleitung zum Unglücklich-Sein“, wurde in Entscheidungsfragen die „Illusion der Alternative“ als Unglücksfaktor entlarvt und dem Elektrifizierungspotenzial des Glücks gehuldigt. Dass Liebesglück als „größter Umzugsfaktor“ auch Möbelrücken erfordert, wurde beim Vervielfältigungszauber mit Umzugskartons offenkundig: Aus einem Stuhl wurden zwei, wurden drei. Staunen. Wie einem geistig „ein Licht aufgehen kann“, demonstrierten die Zauberer anhand der Gedankenkraft von Besucherin Traudel, deren Lächeln eine Glühbirne zum Brennen brachte. Glück kann ein Lächeln sein, innere Zufriedenheit, ein Funke der überspringt. Oder einfach lachen und staunen. Junge, Junge!

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 49
DatumMontag, den 27. Februar 2023
Seite19