Von Sandrina Lederer
Vor zehn Jahren haben sich Susanne Back, Anna Krämer, Smaida Platais und Stefanie Titus zu den „Schönen Mannheims“ zusammengetan und direkt mit ihrem Debütprogramm „Hormonyoga“ auf verschiedenen Bühnen in ganz Deutschland ihre Zuschauer verzaubert. Ihre Mischung aus ergreifenden und witzigen Liedern, vorgetragen von großartigen Stimmen, und bissiger Comedy traf damals den Nerv der Zeit und tut es auch heute noch.
Die Frauenpower ist regelrecht ansteckend, und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich diese Energie mühelos von der Bühne in den Zuschauerraum überträgt. So auch im Herrenhof, wo das Publikum einen fulminanten Auftritt der Schönen erlebt. Diese präsentieren mit „Das Schönste der Schönen“ einen wunderbaren Querschnitt aus ihren bisherigen Programmen „Hormonyoga“, „Ungebremst“ und „Entfaltung“. Darin nehmen sie auf herrlich amüsante Weise den Schönheitswahn, die Probleme des Älterwerdens und das Datingleben aufs Korn. Sie singen unter anderem gegen gut gemeinte Ratschläge und Menschen an, die einem nichts zutrauen, stehen zu ihren Falten und Problemzonen und singen sich ihren Frust über die schwierige Männersuche von der Seele. Dabei balancieren sie perfekt zwischen Witz und Ernsthaftigkeit. „Was wirklich wichtig ist, weiß ich erst jetzt“, singt Smaida Platais und sorgt mit ihrer glasklaren Opernstimme für Gänsehaut. Anna Krämer zeigt herrlich komödiantisches Talent und begeistert mit ihrer sanften und rauchigen Blues-Rock-Röhre. Susanne Back ist das gut gelaunte Energiebündel, das die Zuschauer mit einer wandelbaren Stimme fesselt.
Egal ob zerzauste Frisur, locker sitzende Jogginghosen oder Plüschhausschuhe in Tierform: Diesen Frauen steht einfach alles. Außer durch ihre Stimmen, die perfekt miteinander harmonieren, glänzen die Damen auch mit schauspielerischem Talent. Für einen Angriff auf die Lachmuskeln sorgt die Hormonyogastunde, in der vor waghalsigen Verrenkungen nicht zurückgeschreckt wird. Ebenso amüsant ist die Gruppentherapiesitzung, in der die Phobie der einen, die Phobien der anderen auslöst. Zum absoluten Höhepunkt wird die Verkaufsshow für einen nicht gerade sexy anmutenden BH, den sich die Damen während der Show über ihre Glitzerkleider ziehen. Dabei bekommt das Lied „You raise me up“ eine ganz neue Bedeutung.
Pianistin Stefanie Titus wird ebenfalls ein solcher „Liebestöter“ verpasst. Sie brilliert nicht nur mit ihrem Klavierspiel, sondern auch mit ihren lasziven und koketten Blicken, die sie immer wieder den Zuschauern zuwirft. Sie ist mehr als der Sidekick am Klavier, denn mit ihrem trockenen Humor sorgt sie für allerlei amüsante Momente.
Mit „Das wird ja immer schöner“ steht schon ein neues Programm in den Startlöchern, mit dem das Quartett am 7. Oktober im Mannheimer „Capitol“ Premiere feiern wird. Die „Schönen“ haben noch viel zu sagen, und das freut ihre Fans sehr, denn ihr komödiantischer Blick auf die Welt ist einfach unterhaltsam, unwiderstehlich und regt zum Nachdenken an – und diese gelungene Kombination wird von den Mußbacher Zuschauern mit lautstarkem Applaus gefeiert.
Quelle
Ausgabe | Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 224 |
Datum | Montag, den 27. September 2021 |
Seite | 21 |
Von Claus Jürgen Holler
Als Bauunternehmer kann man auf dem Golfplatz schon Depressionen bekommen angesichts der vielen unbebauten Grundstücke in bester Lage – so nahm Waghubinger sein Publikum mit auf die Reise in die Gefühlswelt seines fiktiven Ichs, das schon als Kind gerne mit sich selbst Monopoly gespielt hat. Denn den Spruch „Geld ist nicht so wichtig“ müsse man sich erst einmal leisten können, ebenso wie die Weisheit, dass Glück nicht käuflich sein soll. Dass Geld seit jeher sehr wohl eine Menge bedeutet, beweise doch schon der Bau des Kölner Doms, der lediglich errichtet wurde, um die Gebeine der Heiligen Drei Könige angemessen zu vermarkten. Da brauche es schon hohe Decken – im Gegensatz zu Sozialwohnungen.
„Ich bin schon auch für Kultur“, meint er später, aber beispielsweise mit dem Lesen sei es eben auch so eine Sache: Die Inhalte vergesse man ohnehin. Die Geschichte von Sisyphos zum Beispiel habe er deswegen gar nicht zu Ende gelesen, eine Abbildung von ihm aber ins Büro gehängt – als Motivation für seine Mitarbeiter.
„Armut, schön gemalt“, sagt er zu Spitzwegs Stadtansichten, die eigentlich Sanierungsfälle darstellten, um direkt auf seinen kaputten Mähroboter zu sprechen zu kommen. Der sei vom Sohn seines Nachbarn erschossen worden. „Immerhin hat der Junge Jagdinstinkt“, meint er zu dem Vegetarier. Denn sein Vater sei ein trinkender Staatsanwalt, der wegen des starken Zitterns auf Großwildjagd geht …
Dass es im Leben bisweilen Geduld erfordert, erläutert Waghubinger am Beispiel seines Gartenteichs: Den hätte er wegen geschützter Frösche nie direkt ans Grundstück seines Nachbarn verlegen dürfen und so habe er eben 50 Mal die Verlegung um jeweils einen Meter beantragt – jetzt aber quakten die Viecher in Richtung des Staatsanwalts.
„Sie ist mit sich selbst unzufrieden, und das kann ich verstehen“, sagt er über seine Frau: Dreimal im Jahr mache er Urlaub, manchmal mit ihr gemeinsam, manchmal zur Erholung. Denn den Burn Out müsse man sich hart erarbeiten: Und anstelle einer Therapie genüge es, mit dem Porsche im ersten Gang auf Tempo 120 zu beschleunigen. Denn in Selbsthilfegruppen zahle man drauf: „Wenn da fünf Leute drinsitzen, muss ich ja viermal mehr zuhören, als ich selbst rede.“
So reiht der gebürtige Österreicher etliche misanthrope Anekdoten so munter aneinander, dass der Zuschauer völlig die Zeit vergisst: Bis zur Pause vergehen gefühlt lediglich 20 Minuten, und auch die zweite Hälfte braust wie im Flug vorbei. Da erfährt man dann zum Beispiel, dass die Welt eine andere wäre, wären Adam und Eva Chinesen gewesen („Die hätten die Schlange gegessen“), dass der Teppich länger hält, wenn man keine Gäste hat, und dass das Duschgel „Afrika“ heißt, weil kein Mensch wie Mecklenburg-Vorpommern riechen wolle.
Es sei ein gutes Gefühl, am Ende der Kaffeekette zu stehen, denn irgendjemand müsse die Bohnen ja ernten, gibt Waghubinger seinem Publikum auch noch mit – nicht politisch korrekt, aber große Klasse. Chapeau!
Quelle
Ausgabe | Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 212 |
Datum | Montag, den 13. September 2021 |
Seite | 17 |