Kein Deo macht die Frauen wuschig

Rheinpfalz, Kultur Regional

Kabarettist Philipp Weber analysiert im Herrenhof Mußbach mit spitzer Zunge die Macht des Marketings

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Von Hildegard Janssen-Müller

Neustadt-Mussbach. Sehr viel Gelächter und großen Beifall erntete am Samstagabend auf der Kleinkunstbühne Kabarettissimo im Herrenhof Philipp Weber mit seinem Programm „Weber N°5: Ich liebe ihn!“. Mit spitzer Zunge und analytischem Scharfsinn nahm er darin das Marketing aufs Korn.

„Ein kabarettistisches Meisterstück über die Macht von und die Manipulation durch Marketing“, lautet der Untertitel. Die Besucher ahnen es schon: Das kann ja heiter werden. Und das wird es auch. Schlag auf Schlag folgen Feststellungen, kleine Erzählungen und Pointen, werden mit flinker Zunge vorgetragen. Dazwischen platziert Philipp Weber, eingeleitet mit „Ach, das muss ich euch noch erzählen“, kleine Geschichten. Wahr sind sie, wie er beteuert, oder aber auch nicht, wie der Zuschauer manchmal denkt. Zum Lachen sind sie immer. Die Beeinflussung des Menschen durch geschicktes Marketing, sei es von Firmen, Freunden, Partnerinnen oder in der Politik steht im Mittelpunkt. Wie ein roter Faden zieht sich die Frage durchs Programm, ob sich ein kritischer Kabarettist wie Weber, der mit seinem Programm gleichzeitig als „Verbraucherschützer“ agiert, vermarkten lassen soll. Welche Argumente ziehen bei ihm? Und was bewirkt das?Doch der Weg durch die Welt der Manipulationen ist kein gerader. Immer wieder schweift Weber ab, hüpft gedanklich mal hierhin, mal dahin, wie ein Kind, das rechts und links vom Weg ständig Neues entdeckt, es untersuchen und mitteilen muss. Weber fordert die ganze Aufmerksamkeit der Besucher, denn er will sie mit seiner Ein-Mann-Schau nicht nur zum Lachen bringen, er will ihnen auch eine Lektion erteilen, wie geschicktes Marketing die Sinne des Verbrauchers vernebeln kann. „Manipulation ist unterbewusster psychischer Zwang. Nicht bloß Beschiss.“

Na klar, auch er hat sein Publikum durch Werbung manipuliert. Wäre sonst der Festsaal des Herrenhofs voll? „Es geht um Aufmerksamkeit“, auch wenn Werbung manchmal lüge. Kein Deo beispielsweise „macht Frauen wuschig. Männer wissen das, weil sie’s ausprobiert haben“. Auch die Parship-Werbung zerpflückt er. „Alle elf Minuten verliebt sich ein Single?“ Ja, wenn es zwei wären, wäre das eine feine Sache. So hätten Patienten auf der Isolierstation ja mehr Chancen auf Partnerglück. Fazit: „Die Sprache der Werbung dient nicht der Kommunikation, sondern den Konfusion.“ 

Auch auf Bilder richtet er seinen Blick. Ob dem Publikum schon aufgefallen sei, dass „David Beckham immer in Unterhosen“ zu sehen ist? Ja, auch er, Philipp Weber, habe mit dem Sexismus in der Werbung Bekanntschaft gemacht, als er, „der Schöngeist“, seinen „heißen Körper“ auf einer Schaukel für Werbezwecke und Geld hoch über den Dächern von Paris habe zur Schau stellen sollen. Und das in der Schusslinie von Tauben. 

Er operiert mit erschreckenden Zahlen: Menschen kaufen „nur zu zehn Prozent Dinge, die sie wirklich brauchen“. So wie der Mann, der loszieht, um sechs Eier zu kaufen, um dann mit einem Laubbläser heimzukommen oder einer Hochleistungssalatschleuder. 

Weber schlägt den Bogen zur Politik, wo populistische Gruppierungen erfolgreich sind, die mit ihrem Marketing Ängste schüren, vor allem die Angst, „zu kurz gekommen zu sein“. Auf Ängste setze auch die Pharmaindustrie, die zum Teil sogar Krankheiten passend zu entsprechenden Medikamenten schaffe. 

Doch wie macht man Konsumenten? Das Marketing setzt auf möglichst frühe Kundenbindung. Trotz aller Lachsalven, die Weber erntet, ist deutlich zu spüren, wie sehr ihm die Manipulation von Kindern gegen den Strich geht. Allein vier Milliarden Euro gäben Eltern und Großeltern in Deutschland jährlich für „Kinderlebensmittel“ aus. In Amorbach, seiner Heimat, „da wurde abgestillt und mit Sülze nachgefüttert“. Und auch der „gebilligte Verschleiß“ ist ihm ein Dorn im Auge. Dass ein Fernseher im Schnitt nur noch 5,6 Jahre halte, dass 38,5 Prozent der Elektrogeräte noch gebrauchsfähig weggeworfen werden, weil „das Gerät im Auge des Betrachters wertlos ist“. Da kann er sich noch einmal mit flammenden Worten ereifern. Ebenso über das Auto, das alles allein kann. Sein Fazit: „Da werde ich ja nicht mehr gebraucht. Da kann ich auch mit dem Zug fahren.“