„Fake News“ und „Halleluja“

Kleinkunstreihe „Kabarettissimo“ im Herrenhof startet mit dem Österreicher Stefan Waghubinger ins neue Jahr

Von Regina Wilhelm

Neustadt-Mussbach. Eine bunte Mischung aus Musik- und Wortkabarett erwartet die Freunde der Kleinkunstbühne „Kabarettissimo“ im ersten Halbjahr 2018 im Mußbacher Herrenhof. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen, doch bei allen Veranstaltungen sind noch genügend Plätze vorhanden, teilt Organisator Uwe Kreitmann auf Anfrage der RHEINPFALZ mit.

Zunächst die traurige Nachricht für alle Robert-Kreis-Fans. Auch der Ersatztermin am 6. Januar musste abgesagt werden. Die verkauften Karten können zurückgegeben werden. Umso mehr freut sich Kreitmann, mit Stefan Waghubinger einen Künstler gefunden zu haben, der selbst im Alltäglichen durch Tiefgang zu überzeugen wisse. Erwartet wird der gebürtige Österreicher am 20. Januar. Das Programm „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“ hat Kreitmann selbst schon angeschaut. „Ich habe mich nicht nur selbst sofort wiedererkannt“, sagt er lachend, „sondern mich auch köstlich amüsiert.“ Ganz sicher ist er sich, dass Waghubinger, der seit 25 Jahren in der Nähe von Stuttgart lebt, dem Publikum in Mußbach gefallen wird. Waghubinger erzählt in dem Programm davon, wie er den Dachboden in seinem Elternhaus und damit sein ganzes Leben aufräumt. Kleinigkeiten gewinnen an Bedeutung, zerbrochene Blumentöpfe stehen für zerbrochene Hoffnungen und Wünsche. Doch keine Bange – es wird bestimmt keine triste, vielmehr eine vergnügliche Veranstaltung.Gute Bekannte in Mußbach sind Tina Häussermann und Fabian Schläper, die am 17. Februar wieder einmal als Duo „Zu Zweit“ im Herrenhof zu Gast sind. Im Januar 2017 waren sie auch beim Kabarettissimo-Jubiläum mit einem Best-of zu sehen. Unter der Regie von Jo van Nelsen demonstrieren sie nun singend, spielend und sprechend, was in ihren Augen „Fake News“ sind. Denn Falschnachrichten gibt es allenthalben. Aber nicht nur in der großen Politik, auch in der kleinen Welt von Krethi und Plethi werden Tatsachen verdreht, Notlügen hinausgefeuert, um sich selbst oder manche Umstände in ein besseres Licht zu rücken. „Ihre Texte sind böse, ihre Musikalität ist perfekt“, sagt Kreitmann, der die Premiere im November in Stuttgart besucht hat. Begeistert haben ihn nicht zuletzt die gelungenen Chansons der beiden Akteure.

Sie ist – auch nach der letzten Bundestagswahl – Kanzlerinnensouffleuse geblieben. Nach wie vor regiert nämlich Angela Merkel – im Hintergrund begleitet von Simone Solga. Am 17. März will die politische Kabarettistin mit ihrem Programm „Das gibt Ärger“ auch im Herrenhof erneut zum Nachdenken anregen und zum Lachen animieren. Natürlich wird die „Pille von Angela Merkel, die ganz Schlimmes verhütet“, wie es in der Ankündigung heißt, aus dem Berliner Nähkästchen plaudern. Dass alles, was zurzeit in der Politik läuft oder nicht läuft, ihr nicht gefällt, versteht sich. Für messerscharfe Analysen und bitter-bissige Kommentare ist die gebürtige Ostdeutsche bekannt. Dass sie nur einen Monat vor ihrem Auftritt in Mußbach den Deutschen Kleinkunstpreis erhält, macht Uwe Kreitmann richtig stolz. „Wer, wenn nicht sie, hat ihn verdient.“

Mit der Nachwuchsvariante des gleichen Preises ist bereits vor zwei Jahren auch das Liedermacher-Duo Simon & Jan ausgezeichnet worden. Am 14. April präsentieren die beiden bei „Kabarettissimo“ ihre neuesten Kompositionen unter dem Motto „Halleluja“. Ihre Texte seien durchaus politisch und sozialkritisch. „Auch wenn die zwei im Engelkostüm daherkommen, sind sie alles andere als brav und lieb“, sagt Kreitmann. Und ihre Musik erinnere an Simon & Garfunkel und gleichzeitig an Rainald Grebe, beschreibt er den Spagat, den beiden musikalisch versuchen.

Wortreich und lustig sollte es danach am 5. Mai zugehen, wenn Peter Vollmer, der wie Thomas Reis aus der Freiburger Kabarettszene stammt, aus seinem schweren Leben als Mann, Ehegatte und Vater berichtet. Unter dem Titel „Er hat die Hosen an – sie sagt ihm, welche“ breitet Vollmer seine Befürchtung aus, dass das männliche Wesen bald ausgedient haben wird. Die Technik mache es möglich; die letzten Bastionen der Mannesherrschaft fallen. Tja, da bleibt Mann nichts anderes übrig, als sich den Frauen unterzuordnen und sich an ihre Welt anzupassen. Die wenigen Tummelplätze, auf denen der Mann Mann sein darf, wird Vollmer sicher nicht unerwähnt lassen. Froh ist Uwe Kreitmann, dass er Peter Vollmer, der schon häufiger in Mußbach zu Gast war, als Ersatz für Matthias Tretter gewinnen konnte, der noch im alten Programmheft angekündigt war. Tretter, weiß er die Fans zu beruhigen, wird dafür 2019 kommen.

Das erste Halbjahr beendet „Die Buschtrommel“ am 8. Juni. Unter dem Namen sind schon verschiedene Formationen in Mußbach aufgetreten – dieses Mal verbergen sich dahinter Britta von Anklang und Andreas Breiing. Der Titel „Dumpf ist Trump(f): Ob rechts, ob links: Hauptsache geradeaus!“ lässt erahnen, worauf der Fokus des Programms liegt. Laut Kreitmann nehmen sie kritisch die nationale und internationale Politik, aber auch die deutsche Gesellschaft unter die Lupe. Auch Tanz und Gesang haben die beiden im Repertoire.

Organisatorische Neuerungen habe das Publikum im kommenden Jahr nicht zu erwarten, sagt der Kabarettissimo-Chef. Es gebe das bewährte Essen und ausgesuchte Weine. Wer gern einen festen Sitzplatz hätte, kann eins der frei gewordenen Abos erwerben.

Noch Fragen?

Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr im Festsaal im Kelterhaus des Mußbacher Herrenhofs. Karten (zwischen 17 und 20 Euro) bei Tabak Weiss in Neustadt (06321/2942) oder in der Papier-Schatulle in Mußbach (06321/60360). Am Veranstaltungstag ist die Theaterkasse ab 15 Uhr unter 06321/96399918 zu erreichen.