Kabarett mit Superlativ

Rheinpfalz, Kultur Regional

Die Kleinkunstreihe „Kabarettissimo“ im Mußbacher Herrenhof feiert ihr 20-jähriges Bestehen – Große Jubiläumsgala mit etlichen „Stammkünstlern“

Von Regina Wilhelm

Neustadt-Mussbach. „Wenn das Publikum und die Künstler sich wohlfühlen, wenn beide gern wiederkommen, dann bin ich mit meiner Arbeit zufrieden.“ Das sagt Uwe Kreitmann, Organisator und Verantwortlicher von „Kabarettissimo“. Mit seinen Helfern, mit Gästen und Ehrengästen sowie bekannten Künstlern feiert er am kommenden Samstag mit einer großen Gala im Festsaal das 20-jährige Bestehen der Kabarett- und Kleinkunstsparte im Mußbacher Herrenhof.

Theater und Kabarett gibt es bei der Fördergemeinschaft Herrenhof bereits seit über 30 Jahren. Chako Habekost zum Beispiel sei hier erstmals 1993 aufgetreten, erinnert sich Uwe Kreitmann. Unter der Leitung von Ela Sommer spielte ein Kreis Interessierter Theater. Als dieser sich 1997 auflöste, habe ihn der Vorsitzende der Fördergemeinschaft, Gustav Adolf Bähr, gefragt, ob er nicht Lust hätte, in Sommers Fußstapfen zu treten. Kreitmann sagte nicht nein; der Schwerpunkt sollte seiner Überlegung nach künftig jedoch auf Kabarett liegen. Ein Anruf bei Habekost und der Kontakt zu dessen Managerin brachten ihn dann auf den richtigen Weg. „Sie hat mich mit Einladungen in die Mannheimer ,Klapsmühle’ in die Kabarett-Szene eingeführt, mir Tipps und Hinweise gegeben“, erinnert er sich gern. Helmut Schleich, der „Buschtrommel“ oder Robert Kreis und seinen „Jazz Sextanten“ sei er dort erstmals begegnet.In der Anfangszeit holte Kreitmann unter anderem auch „Spitz & Stumpf“, die „Blue Note Big Band“ und eine Jazz-Band in den Herrenhof. Kabarett und Theater gab es obendrein. Diese bunte Mischung hat Kreitmann nach und nach geordnet und sich auf Wort- und Musikkabarett konzentriert. Annette Postel, die „Twotones“ und später Helmut Schleich wurden engagiert. Im zweiten Halbjahr 2000 haben Kreitmann und seine Mitstreiterin Petra Breitenbach in einer geselligen Weinrunde den Namen „Kabarettissimo“ kreiert. Seit 2009 ist dieser Titel rechtlich geschützt.

Relativ früh hab es die Reihe gewagt, „mit Travestie mal etwas eher Ungewöhnliches zu bringen“, erklärt Kreitmann. Ein Abend mit „Victor und Victoria“ sei zur Freude aller schnell ausverkauft gewesen. Weitere Travestiekünstler seien mit Erfolg aufgetreten, auf andere bekannte Größen hofft er noch für die Zukunft. Einiges hat sich in all den Jahren verändert. „Wir hatten zu unseren Glanzzeiten Doppelabende mit vollem Haus“, berichtet Kreitmann. Dennoch seien er und seine Helfer nicht abgehoben, „wir haben vielmehr immer versucht, den Geschmack unseres Publikums zu treffen“. Eine Umfrage bei einem Auftritt von „Spitz & Stumpf“ 2001 habe ihm einige neue Erkenntnisse gebracht, nicht zuletzt die, dass der Wunsch nach Abonnements groß ist. „Heute haben wir 104 Abonnenten, was für uns spricht“, sagt der 49-Jährige stolz. Sehr häufig ist der Festsaal komplett ausverkauft.

Den Ehrgeiz, jeden Künstler und jedes Programm vorab persönlich angeschaut zu haben, hat Kreitmann – anders als in den ersten Jahren – inzwischen nicht mehr. Er verlasse sich darauf, dass ihm bekannte Kabarettisten auch beim Publikum ankommen. Häufig fährt er dennoch zu Kleinkunst-Veranstaltungen nach Mannheim oder Karlsruhe, nach Köln, Hamburg, München oder zum Kabarettfestival im Kloster Banz, um neue Ideen zu sammeln. Regelmäßiger Gast ist Kreitmann auch bei der alljährlichen Kulturbörse in Freiburg. Hier hält er Kontakt zu den Agenturen, baut sein Netzwerk mit Künstlern aus. Und natürlich engagiert er das eine oder andere neue Gesicht. Dabei habe er schon oft „eine ganz gute Nase bewiesen, heißt, die für Mußbach Engagierten heimsten bald Preise ein“, sagt er lachend.

Dass gutes Kabarett inzwischen häufig im Fernsehen zu sehen ist, sieht Kreitmann positiv. „Sicher freuen sich die Leute, wenn ein Künstler, den sie in der ZDF-Anstalt oder beim Schlachthof gesehen haben, hier live auftritt.“ Die andere Seite der Medaille ist, dass Prominente wie Claus von Wagner oder Christoph Sieber so gut wie nicht mehr zu bekommen seien, sagt er.

Die Anzahl der „Kabarettissimo“-Veranstaltungen ist von anfangs drei bis vier inzwischen auf etwa zwölf im Jahr gestiegen. Verändert hat sich gleichzeitig das „Drumherum“, wie es Kreitmann schmunzelnd nennt. „Wir bemühen uns, aus dem Kabarettabend ein Event zu machen mit Wein und Kleinigkeiten zum Essen.“ Die Idee kommt an.

Die Einnahmen aus dem Catering ebenso wie Eintrittsgelder und Zuschüsse werden reinvestiert, schließlich sind neben den Gagen Gema-Gebühren, Fixkosten für den Herrenhof, Programmhefte, Internetauftritt, Eintrittskarten oder Technik zu bezahlen. Die Verträge mit den Künstlern laufen über die Fördergemeinschaft Herrenhof als Träger. Mit dem Licht- und Tontechniker Frank Ruppert und einer guten Anlage ist gewährleistet, dass jeder Künstler ins rechte Licht gesetzt wird und gut zu hören ist; besondere Effekte inklusive.

Uwe Kreitmann verhehlt nicht, dass es auch düstere Momente gegeben hat, insbesondere vor einigen Jahren, als niemand genau wusste, wie und ob es mit „Kabarettissimo“ weitergeht. Die zahlreichen schönen Begegnungen hätten ihn aber stets zum Weitermachen motiviert. Besonders gern erinnert sich Kreitmann an den letzten Auftritt des 2012 verstorbenen Heinrich Pachl, an Veranstaltungen mit Urban Priol, dem „Ersten Deutschen Zwangsensemble“, Bodo Wartke, Arnulf Rating oder Florian Schroeder, an eine feucht-fröhliche After-Show-Nacht mit der „Buschtrommel“, an unzählige ausverkaufte Veranstaltungen mit begeisterten Zuschauern. In sein Hobby, wie er sagt, investiert Uwe Kreitmann, eine Menge Zeit und Geld. Aber das ist ihm die Sache wert, und er hofft, dass „Kabarettissimo“ noch viele Jahre seinen festen Platz im Herrenhof hat.

Termin

Die Jubiläumsgala „20 Jahre Kabarettissimo“ findet am Samstag, 21. Januar, ab 19 Uhr im Festsaal des Mußbacher Herrenhofs. Gäste sind Künstler, die der Reihe schon seit langem verbunden sind: Frederic Hormuth, Annette Postel, H. G. Butzko, „Zu Zweit“, Robert Kreis und „Die Buschtrommel“. Moderation: Kerstin Bachtler. Die Veranstaltung ist ausverkauft. Restkarten (28/25 Euro) gibt es eventuell am Veranstaltungstag an der Abendkasse. Infotelefon (am Veranstaltungsabend ab 15 Uhr): 06321/96399918. Archivfoto: mehn