Neustadt-Mussbach. Dass sich die sechs „Six Pack“-Herren zum 25-jährigen Bestehen ihrer Gruppe mit einem Programm mit dem Titel „Tschingderassabumm“ feiern, hat mit uniformiertem Gleichschritt zur Marschtrommel nichts zu tun. Vielmehr ist ihre A-cappella-Comedy-Show eine bunte Mixtur aus brillanter Singkunst und eigenwilligen Kapriolen. Am Samstagabend begeisterten die Stimmartisten aus Bayreuth ihr Publikum im Mußbacher Herrenhof.
Als festlicher Auftritt kommt das Jubiläumsprogramm mit dem lautmalerischen Titel daher, erhobene Gläser und rühmlich-selbstironische Reden inbegriffen. So erfährt man von den wechselnden Rednern, was „Six Pack“ in seinem Werdegang so alles misslungen ist: Dass man sich dabei foppt und aufzieht, gehört zu den Vorlieben des humorigen Gespanns.Dabei ist das fränkische Ensemble ein Paradebeispiel im vokalen Genre. Seine Cover-Versionen, viele aus dem Pop- und Rock-Bereich, klingen erfrischend und originell, mal komisch, mal blumig im Pathos schwelgend und bisweilen traumhaft poetisch. Wobei die Sechs derlei Stimmungen selten eindeutig auf die Bühne zaubern. Immer wieder relativieren sie Eindrücke und setzen noch eine Überraschung als Schleife obendrauf.Eindrucksvolles Beispiel ist das „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf, bei dem Bernd Esser den Hauptpart singt und die anderen Stimmen hintergründig die Begleitung übernehmen. Der Countertenor muss nach eigener Aussage immer dann „ran, wenn’s ums Gekreische ganz oben geht.“ Wer Esser zuhört, wird seine ungewöhnlichen Tonhöhen aber niemals so bezeichnen. Denn der Sänger bezaubert und sorgt im wahrsten Sinne des Wortes für klangliche Höhepunkte – einschließlich des „ahoooo huhuhuuu“ beim köstlich dargebotenen „Sugar Baby Love“. Dabei spitzt er seine Rolle genüsslich zu, mimt mit theatralischer Gestik die aufgekratzte Diva, die durch ihre Begleiter wieder auf den Boden zurückgeholt werden muss.
Auch bei Nummern wie „Because“ von John Lennon oder „Geboren“ der „Fantastischen Vier“ mit Andy Sack als Hauptstimme bringt das Sextett einen so fülligen Klang zu Gehör, dass man gar nicht auf die Idee kommt, hier würde die instrumentale Begleitung fehlen. Neben der Imitation durch die einzelnen Stimmen samt Brummen, Flöten und Trillern schaffen Fingerschnippen, Klatschen, Klopfen und Pfeifen die Illusion von Instrumenten – und sei es die des heulenden Kojoten in Ennio Morricones Italo-Western-Filmmusik.
Bei aller Perfektion kommt der Witz nie zu kurz. Den peruanischen Song „El cóndor pasa“, vor 45 Jahren durch „Simon und Garfunkel“ international bekannt geworden, hat man so jedenfalls noch nicht gesehen: Da hopsen fünf Kerle mit putzigen Ohrenklappenmützen im Kreis, während Hannes Betz gekonnt, aber nicht ohne Panne die strapazierte Panflöte „spielt“. Mag es nun „Doop-doo-de-doop“ oder „Don´t gimme that“ heißen, wie es Basssänger Chris Strobler als Mann für viele Tausend „Dumms“ und einige „Boms“ zum Besten gibt – die zündenden Rhythmen lassen die Männer von Kopf bis Fuß pulsieren. Das gilt auch für den schmissigen Markus Burucker als „Englishman in New York“ oder Lars Kienle, wenn er den rockenden Elvis abgibt – wohlgemerkt ein guter „Ersatz“ für die kurzfristig ausgefallene Helene Fischer. So genossen die Zuschauer von Schickeria bis Habanera Kultlieder, einschließlich der an diesem Abend bedeutungsvollen „Champs-Élysées“.
Das Publikum im Herrenhof geriet ganz aus dem Häuschen und bekam heftig verlangte Zugaben. Doch wie haben sie gesungen in „La Paloma ohe“: „Einmal muss es vorbei sein!“ Zuletzt gab es ein wunderbares „Once upon a time“, das bestimmt so manchen Gast in die stürmische Nacht hinaus begleitete.
Von Sigrid Ladwig