Die Katze und das Butterbrot

Rheinpfalz, Kultur Regional

Der Nürnberger Kabarettist Bernd Regenauer erklärt dem Publikum im Mußbacher Herrenhof Franken und die Welt

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Neustadt. „Wenn Sie die Wahl hätten zwischen dem Weltfrieden und dem Vermögen von Bill Gates – in welcher Farbe würden Sie den Porsche bestellen?“, fragte Bernd Regenauer am Samstagabend im Herrenhof bei seinem Programm „Mon€yfest“, um zu dem Schluss zu kommen, dass auch menschliche Züge sich verspäten können.

Und auch im Weiteren amüsierte der Franke sein Publikum mit einer recht analytischen Draufsicht auf den Lauf der Welt und die Rolle, die das Individuum dabei spielt: „Der Privatweg ist das Ziel“, auf dem es freilich allerlei Unwägbarkeiten zu bewältigen gilt. Und das geht bei Regenauer schon los mit der Schöpfung, denn als Gott am achten Tage die Dialekte schuf, waren fast alle glücklich bis auf die Franken: „Schdell Di ned so a, dann reddst halt so wie ich“, soll Gott den Unzufriedenen dann zugerufen haben, womit der 59-Jährige den Bogen schlägt zu seiner Heimat, in der das „viertglücklichste Volk Deutschlands“ lebt – und das hinter der fränkischen „Mumpfel“ trefflich zu verstecken weiß. Unter anderem mit dem Ergebnis., dass „Google Earth“ die Gesichter freiwillig rausretuschiert … Denn nach mehr als zwei Jahrhunderten unter bayerischer Zwangsherrschaft habe sich das Arrangieren mit dem Unausweichlichen tief in die fränkische Seele eingeschlichen. Während es im Rest der Welt ums Nehmen und Haben geht, begnügen sich die Franken mit dem Wünschen und Wollen. Ja, sie sind eigen, die Franken. Aber sie kommen mit sich zurecht. Und sie gehen auch sprachlich den Weg des geringsten Widerstands, mit dem Ergebnis, dass „auch Legasdeniger Deutschlehrer wern genne“. Und weil es in Franken zudem auch gemächlicher zugeht als im Rest der Welt, werde beim Fußball am liebsten die Zeitlupe geschaut, und die Reklamationsrate bei Bewegungsmeldern sei besonders hoch.Dass auch das liebe Geld in Franken eine große Rolle spielt, erläutert Regenauer am Beispiel eines Oplatenfabrikanten, der seine Produkte aus Kostengründen in Indonesien herstellen lässt – dabei in Kauf nehmend, dass viele Arbeiter dort aus finanzieller Not zur Prostitution gezwungen sind. „Was willsd’n machen?“, sagt der mit einem Schulterzucken, aber weil Menschlichkeit auch dem Franken nicht fremd ist und sie eben viele Gesichter hat, gibt’s in den dortigen Bordellen halt seitdem nebenbei auch kostenlose fränkische Oplaten.

„Die heute geborenen Kinder werden 100 – warum?“, fragt Regenauer angesichts der hohen Summen, die die Erziehung verschlingt und die jede Menge Fixkosten mit sich bringt. Dass es auch anders geht, zeigt das Ausland: „Mit 14 ist ein Kind in Bangladesch schon Schichtleiter.“ Und so wünscht man sich denn ein einfaches Leben, eines, in dem man sich auf selbst getöpferten Fahrrädern aufmacht, romantische Windräder anzuschauen, und Platzdeckchen aus Herbstlaub bastelt.

Doch bald schon holt Regenauer die Realität wieder ein – jene Realität, in der die Heirat die Diskriminierung aller anderen Frauen bedeutet und man als Mann aus der so verursachten Not heraus fremdgehen muss und in der die „Doppelgarage ohne Zweitwagen für den Arsch ist“. So sucht Regenauer munter weiter nach den Haltegriffen unserer Lebenswirklichkeit, die sich letztlich darauf reduzieren lässt, dass das Butterbrot immer mit der geschmierten Seite und die Katze immer auf den Beinen auf dem Boden landet – um zu fragen, was passiert, wenn man einer Katze ein Butterbrot auf den Rücken bindet, bevor man sie aus dem Fenster wirft: „Gibt’s dann ein Unentschieden?“

Es sei die Balance von Fett und Schnaps, die einen gesunden Franken ausmache, sagt Regenauer auch noch. Für den einen oder anderen ist das vielleicht ein guter Grund, mal einen Urlaub dort zu verbringen.

Von Claus Jürgen Holler