Die Selbstüberhöhung des Ichs

Rheinpfalz, Kultur Regional

Neue Kabarettissimo-Saison im Herrenhof startet Ende August mit Abschiedsvorstellung der „Buschtrommel“

Neustadt-Mussbach. Schon vor dem Ende der Sommerferien ist Schluss mit der kabarettlosen Zeit im Mußbacher Herrenhof. Denn bereits am 29. August gibt „Kabarettissimo“-Chef Uwe Kreitmann die große Bühne im Festsaal wieder frei für die ersten Kleinkünstler. Auf weitere vier Termine mit gekonnter satirischer und musikalischer Unterhaltung können sich die Kabarettfreunde danach bis zum Jahresende noch freuen.

Zur Saison-Eröffnung hat Kreitmann „Die Buschtrommel“ nach Mußbach eingeladen. „Schonungslos“ heißt das Programm von Andreas Breiling und Ludger Wilhelm, die in dieser Formation zum letzten Mal hier auftreten, wie Kreitmann weiß. Nicht, dass die beiden nicht mehr zusammen könnten, vielmehr habe Wilhelm ein Alter erreicht, in dem auch andere allmählich an Rente dächten. Das werde er zwar nicht tun, aber es gebe noch andere Betätigungsfelder, und es müsse nicht immer die Bühne sein, habe Wilhelm wissen lassen. Um sich vom Publikum zu verabschieden, zeigt das Duo nochmals die Höhepunkte aus über 20 Jahren politischen Kabaretts. Kreitmann selbst gefällt, dass die zwei sehr bissig sind, dass ihnen nichts heilig ist. Euro- oder FDP-Krise, Dummheit, Bosheit und Korruption – den zwei fällt zu allem etwas ein. „Die Buschtrommel“ sei in dieser Besetzung etwa fünf- oder sechsmal zu Gast gewesen; in anderer sogar noch öfter, sagt Kreitmann. Beim Publikum kämen sie auf jeden Fall sehr gut an.Ganz den Finanzen und der Wirtschaft widmet sich Bernd Regenauer, der am Freitag, 25. September, im Herrenhof weilt. Unter dem Titel „Moneyfest“ wird er sich auseinandersetzen mit den Börsen, mit den Geldhaien, aber auch mit den Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, mit der wachsenden Armut und dem noch schneller wachsenden Reichtum Weniger. Regenauer – ein relativ neuer Künstler am Kabaretthimmel – kommt laut Kreitmann zum ersten Mal nach Mußbach, doch der Kabarett-Experte ist sich sicher, dass der Künstler den Geschmack des hiesigen Publikums treffen wird.Ein „alter Hase“ dagegen ist Mathias Tretter, der für Freitag, 16. Oktober, 20.30 Uhr, sein Kommen zugesagt hat. Der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist will erklären, was gemeinhin unter einem „Selfie“ zu verstehen ist. Nein, das ist nicht nur das Foto, das Teenies schießen, es ist der Hang, ja der Zwang zur Selbst-Inszenierung, der auch Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur innewohnt; es ist, so heißt es wörtlich in der Ankündigung, „die Selbstüberhöhung des eigenen Ichs“. Tretter sei sehr, sehr politisch, erklärt Kreitmann, „und nicht zuletzt deshalb sehr geschätzt hier“.

„A Capella Comedy“ mit der Gruppe „Sixpack“ steht am Samstag, 14. November, auf dem Programm. Die sechs versprechen eine „sensationelle Enthüllungsshow“, die den unglaublich investigativ anmutenden Titel „Tschingderassabumm“ trägt. Die Jungs feiern ihr 25-jähriges Bestehen – und werden daher ebenfalls auf eine ganze Ära zurückblicken. In der Region sei das Ensemble gut bekannt, weiß Kreitmann, und von daher erwarte er guten Publikumszuspruch. Ihn persönlich spreche an, dass sie deutsch singen, „denn die Leute sollen ja die Texte auch verstehen“. Außerdem lobt er ihre ungewöhnlichen musikalischen Kombinationen – etwa Piaf und Countrysongs oder „Fanta 4“ und „Truck Stop“.

Und dann gibt es bei „Kabarettissimo“ wieder einmal ein echtes Weihnachtsprogramm. Nicht süßlich und romantisch, sondern bitter und ätzend. Mit „Endstation Pfanne, was bleibt ist eine Gänsehaut“ will das Duo „Schwarze Grütze“ am Samstag, 5. Dezember, so richtig Lust auf das Fest der Liebe und des Friedens machen. Die zwei seien bereits viermal in Mußbach gewesen und hätten stets mit ihren sozialkritischen Texten und Liedern begeistert, erklärt Kreitmann. Böse Geschichten, die sie aus den Fensterlein eines adventskalenderartigen Teils zu holen scheinen, werden sie zum Besten geben. Und diese sind, wie sich am Ende herausstellt, sogar alle irgendwie miteinander verknüpft. „Stefan Klucke und Dirk Kitsch setzen sich ganz gewiss auf eine etwas andere Art und Weise mit Weihnachten auseinander“, verspricht Kreitmann schmunzelnd.

Des Weiteren wird – außerhalb des „Kabarettissimo“-Abos – das „Chawwerusch Theater“ seinen „Kohlhaas“ zeigen. Termin ist Samstag, 7. November. Es geht – wie in der gleichnamigen Novelle von Kleist – darum, wie weit der Mensch im Namen der Gerechtigkeit gehen darf.

Nach einem „sehr guten ersten Halbjahr“ hofft Kreitmann, dass auch die Veranstaltungen im Herbst gut ankommen. Das gesamte Konzept, zu dem auch ausgewählte Speisen und Getränke gehören, habe sich bewährt und werde daher beibehalten. Beim Abend mit „Sixpack“ gebe es Reihenbestuhlung. Für einige Veranstaltungen habe er allerdings die Preise leicht anheben müssen, sagt der Organisator.

NOCH FRAGEN?

Wie immer beginnen die Veranstaltungen am Samstag um 20 Uhr, die am Freitag um 20.30 Uhr. Karten sind noch für alle Veranstaltungen erhältlich ebenso wie einige Abos. Vorverkaufsstellen sind Tabak Weiss in Neustadt (06321/2942) und die Papier-Schatulle in Mußbach (06321/ 60360). Restkarteninfo am Veranstaltungstag, jeweils ab 15 Uhr, unter 06321/96399918 oder im Internet unter www.kabarettissimo.de. (giw/Foto: frei)