Der Politik auf die Finger geschaut

Rheinpfalz, Kultur Regional

Kabarettist H. G. Butzko präsentiert sein Programm „Super Vision“ im Herrenhof in Mußbach Neustadt.

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Wer den Politikern misstraut, sieht sich bei einem Abend mit H. G. Butzko bestätigt. Der Kabarettist hat der regierenden Kaste genau auf die Finger gesehen, ihre Worte und Taten hinterfragt. Im Programm „Super Vision“ präsentierte Butzko seine Erkenntnisse am Samstag in der Reihe „Kabarettissimo“ im Herrenhof in Mußbach. Dafür dankte ihm das Publikum mit lang anhaltendem Applaus.
Die Eingangsfrage H. G. Butzkos, „warum gehen Sie heute noch ins Kabarett?“, hat am Abend des DFB-Pokal-Finales zwei Bedeutungen. Doch von Fußball spricht Butzko nicht, zumindest nicht von diesem Spiel. Er hat vielmehr die Regierenden in Berlin im Sinn. „Wer diesen zuhört, kann doch nur noch lachen.“ Als Beispiel führt er Angela Merkel an: „Bei uns spioniert der Geheimdienst? Warum sagt mir das keiner?“. Ähnlich verhalte sich Fifa-Präsident Joseph Blatter. „In meiner Fifa gibt es Korruption? Das ist ja eine Ungeheuerlichkeit. Wieso hat mir das keiner gesagt?“Butzko entlarvt auf der Basis haarscharfer Analyse die Aussagen der Inhaber von Top-Positionen in Politik und Wirtschaft. Wie glaubhaft ist eine Marine Le Pen, wenn sie wie nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo die Todesstrafe für Selbstmordattentäter fordere. Wieso meine Innenminister Thomas de „Misère“, dass sich die Deutschen in Sicherheit wiegen könnten, wenn er potenziellen IS-Kämpfern hierzulande die Ausreise verbiete. Warum lasse er sie stattdessen nicht ausreisen und verbiete die Einreise? Und was, bitteschön, habe der Merkel-Satz, sie wolle allen die Quelle guten Lebens zugänglich machen, den sie in ihrer Regierungserklärung gesagt habe, zu bedeuten? Beabsichtige sie, jedermann den Zugang zum Tresorraum der Deutschen Bank zu ermöglichen?Großen Raum widmet der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist der NSA-Spähaffäre. Dass die USA ihr Handy abhörten, das „geht gar nicht“, habe sich Merkel empört. Die Reaktion der NSA? „Doch, geht.“ Allerdings – gefunden haben die nichts. Nicht verstehen kann Butzko, weshalb sich die Politiker über das Abhören überhaupt aufregten. „Das ist doch überall auf der Welt so.“ Gut, verboten sei dem deutschen Geheimdienst tatsächlich, deutsche Unternehmen auszuspionieren. Aber das sei, wie die Kanzlerin unterstreicht, „nur aus Versehen geschehen“. Der BND, der bekanntlich in Pullach sitze, interpretiere wohl das „O’zapft is“ anders, kalauert Butzko. Definitiv die Unwahrheit habe Merkel gesagt, als sie das No-Spy-Abkommen mit der USA angekündigt habe. Dafür sollten eigentlich Köpfe rollen. „Gesehen habe ich noch keine“, stellt Butzko fest.

Kein gutes Bild hätten in der ganzen Geschichte die USA abgegeben, hält er fest. Da rege sich der Chef der NSA, Keith Alexander, der nebenbei bemerkt sein Büro wie die Kommandozentrale von Captain Kirk im Raumschiff Enterprise eingerichtet hat, darüber auf, dass die Medien über die Spionageaffäre berichteten. Gleichzeitig sympathisiere die halbe Menschheit mit dem Staatsfeind Nummer eins der USA, Edward Snowden, der sich vor dem Friedensnobelpreisträger in Putins Russland verstecken müsse. Dabei brauche die Welt Querdenker. Denn „wenn sich alle anpassen, versinken wir im kollektiven Siechtum, haben wir DDR reloaded“.

Weiter springt der gebürtige Gelsenkirchener, schießt sich auf die GroKo, die Große Koalition, ein. Während die Kanzlerin die Fäden in der Hand halte, gerierten sich die Genossen als „sehr peinliche Deppen“. Eine regelrechte Tirade lässt er auf Arbeitsministerin Andrea Nahles los. In einem Alter, in dem sich andere mit Alkohol, Drogen, lauter Musik oder Fummeln beschäftigen, habe diese den SPD-Ortsverein gegründet. Nach dem Abitur nach dem Berufswunsch befragt, mit Hausfrau oder Bundeskanzlerin geantwortet. Und jemand wie Nahles, die nur die SPD gesehen habe, „trifft Entscheidungen, die gut für unser Leben sind“. Kein Wunder, dass die Rentenreform in die Hose geht. Ob Steinmeier oder die Grünen im Gesamtpaket – H. G. Butzko durchleuchtet alle, listet gnadenlos die Schwächen und Fehler. Selbst an Gauck lässt er kein gutes Haar. „Der ist ja komplett schmerzbefreit“. Hätte das Volk, das 1989 in der DDR auf die Straße gegangen sei, geahnt, dass der einmal Bundespräsident werde, wäre es bestimmt zu Hause geblieben. Abfällig äußere sich der nämlich heute über Bürgerbewegungen wie „Occupy“. Dass die deutsche Armee die pazifistischste der Welt sei, wie Gauck meine, sei ja nicht verwunderlich: die Trefferquote vom Sturmgewehr G 36 liege bei gerade mal sieben Prozent – und entspreche der von Schalke 04.

Das Griechenland-Problem, das er aus Sicht der Griechen analysiert, das Freihandelsabkommen oder die angeblichen Weltretter, die doch nur in ihre eigene Tasche wirtschaften, bilden weitere Schwerpunkte. Lässt sich die Lage ändern? Als Souverän, betont H. G. Butzko „haben Sie alle vier Jahre das Recht, das Dienstpersonal zu wählen.“ (giw)