Neustadt-Mussbach. „Umtausch ausgeschlossen“ ist der Titel des neuen Programms, das Tina Häussermann und Fabian Schläper als Formation „Zu Zweit“ am Samstagabend vor vollem Haus bei „Kabarettissimo“ im Herrenhof darboten. Sie sorgten damit beim sonst doch eher zurückhaltenden
Mußbacher Publikum für ungewohnt euphorische Reaktionen.
Schläper und Häussermann waren beide schon öfter Gast der Kabarettissimo-Reihe, schienen sich wohl zu fühlen auf der Bühne im Festsaal unter dem Dachstuhl des Anwesens. Munter und ungezwungen weisen sie ihre Gäste gleich zu Beginn drauf hin, dass für den Abend im Hinblick auf die Eintrittskarten genau das gilt, was auf dem Programm steht – „Umtausch ausgeschlossen“. Ein Hinweise, der am Ende des zweistündigen Programms erneut nötig wurde, denn die Gäste forderten Zugabe um Zugabe: Mit „Ihre Tickets sind abgelaufen, aber Sie können uns ja als CD mit nach Hause nehmen“, läutete das Duo seinen Rückzug in die Garderobe ein.Was die Frage aufwirft, was in der Zwischenzeit geschah: Es war ein überwiegend gut gelaunter Parforceritt durch die Befindlichkeiten der Schicksale einer zweifachen Mutter und eines schwulen Singles, der letztlich darauf hinauslief, dass man das Leben eben so nehmen muss, wie es ist. „Umtausch ausgeschlossen“ gilt damit für das eigene irdische Dasein ebenso wie für die im Internet ersteigerten Plateauschuhe.„Der macht nix, der will nur spielen“, schrieb die RHEINPFALZ nach Schläpers Auftritt mit „Nie! Außer manchmal“ im September 2014, um mit dem Fazit zu enden, dass der Abend nicht weh getan hat. Dies mag weitgehend auch für das aktuelle Programm in Duo-Formation gelten, doch ist Schläper im Doppelpack mit Häussermann entspannter und einen erfrischenden Tick frecher, was den Abend in der Tat kurzweiliger macht. Ein Funke, der augenscheinlich auch auf das Publikum überspringt – reibt man sich als mehr oder minder routinierter Herrenhof-Besucher doch ein wenig verwundert die Augen, dass statt eines verhaltenen Raunens munter gelacht wird, wenn Häussermann am Flügel in bester Laune vom „ficken“ singt. So also lockt man den Mußbacher aus der Reserve …
Mit Schenkelklopfen wird denn auch quittiert, wenn Häussermann die Schwangerschaft mit einem Kaugummiautomaten vergleicht: „Man weiß nie, was rauskommt, auch wenn man immer das gleiche reinsteckt“. Und wieder gilt: Umtausch ausgeschlossen.
Doch abgesehen davon geben Häussermann und Schläper auch durchaus brauchbare Überlebenstipps: Zum Beispiel die Weisheit „Wo Staub liegt, da herrscht Frieden“. Diesen beinahe meditativen Satz werden wir uns selbst bestimmt noch häufiger vorsagen, wenn wir zu faul zum Saugen sind.
Und so könnte schließlich für „Zu Zweit“ genau das gelten, womit sie eine Mutter beschreiben: „Als Mischung aus Sofakissen und Vorschlaghammer – weich und mit Bums“ eben. Wobei das Sofakissen irgendwie doch den dominanten Part innehat. Zum Beispiel beim eher melancholischen Lied über das Altern, das allerdings wiederum ein brauchbares Zitat bereithält: „Alt ist man erst, wenn man getrennt von seinen Zähnen übernachtet.“
Solange man indes nur alt aussieht, helfe ja auch ein Wellness-Wochenende im Fünf-Sterne-Hotel mit Kinderverbot. Dafür gibt’s dann aber jede Menge Senioren und unschöne Überraschungen wie die Aroma-Massage mit einem übergewichtigen Schwaben im Feinripp-Unterhemd, der beim Aufstoßen wegen der Anstrengung die Aura der zuvor verzehrten Leberwurststulle über der Liege verbreitet.
Zur Hochform läuft das Duo auf, wenn Schläper in Kleid und Perücke über weibliche Körperbehaarung schwadroniert: Da sei es letztlich egal, ob sich unter dem Pelz Aprikosen- oder Orangenhaut befinde. Eine durchaus amüsante Interpretation des Conchita-Wurst-Motivs.
Je nach Grad der Depression empfehlen die beiden dann noch ein Bad mit ätherischen Ölen oder mit Föhn – die beiden sind echt nicht schlecht.
Von Claus Jürgen Holler