Neustadt-Mussbach. „Der macht nix, der will nur spielen“ – das ist wohl die beste Kurzfassung von Fabian Schläpers aktuellem Programm „Nie! Außer manchmal“, das er am Freitagabend im Mußbacher Herrenhof präsentierte. Das tat er trotz mannigfaltiger Konkurrenzveranstaltungen vor fast ausverkauftem Haus.
<text_1_absatz>„Eigentlich ist es ein Chansonabend, aber wir haben Kabarett aufs Plakat geschrieben, weil sonst keiner gekommen wäre“, sagt Schläper eingangs über das, was die Zuschauer die folgenden beiden Stunden erwarten sollte. Statt Weinhoheiten-Wahl, „Haiselscher“, Klassik- oder Rockkonzert sollten es also Lieder sein. Am Flügel begleitet von einem Pfälzer Urgewächs – Iris Kuhn, ehemalige Weinhoheit aus Königsbach sollte im Laufe des Abends so manche lokaltypische Einlassung absondern – widmete sich Schläper allerlei alltäglichen Befindlichkeiten, die sich vornehmlich um das Thema Versuchung drehen sollten.Ob es sich dabei um Schokolade, Zigaretten oder eben die Liebe handeln mag – Schläper hat etwas dazu gedichtet, Kuhn spielt dazu, und beide verzehren dabei im Laufe des Abends eine durchaus beträchtliche Menge Pralinées. Das zumindest nötigt dem Betrachter einen gewissen Respekt ab, denn beide präsentieren sich gleichwohl „in a good shape“, wie der Engländer sagen würde: rank und schlank und sauber onduliert.
Dass Kalorien Tierchen sind, die nachts die Hosen enger nähen, weiß Schläper zu berichten, dass nachts im Kühlschrank Licht brennt, wenn ihn der Heißhunger nach Nutella aus dem Glas befällt, und dass für den roten Glitzeranzug, den er in der ersten Hälfte des Programms trägt, so manches Polyesterchen hat sterben müssen. Der Frage, ob man lieber schlank raucht oder dick und rund Nichtraucher wird, widmet er eine Hommage an die geliebte Gauloise: Man könnte ja auch nur die Zigarette vorm Schlafengehen rauchen, meint er – man müsse sich dann nur 20-mal am Tag ins Bett legen …
Und überhaupt: „Wer mit dem Rauchen aufhört, muss nach dem Sex reden“ ist ein weiteres Argument, um dem Laster weiterhin zu frönen. Schokolade als Ersatz sei auch keine Lösung, denn die mache schließlich dick –und Schokoladenzigaretten als Kompromiss hätten auch nicht funktioniert.
Ein wenig nachdenklich widmet er sich dem Thema Liebe mit einem Lied, das von einem chinesischen Garten handelt, in dem der Gärtner von der Seerose, die Seerose vom Goldfisch und der Goldfisch vom Gärtner schwärmt, um zu dem Schluss zu kommen, dass man sich angesichts der Zufälle in der Liebe eben auch ans Single-Dasein gewöhnen müsse – trotz der Tatsache, dass Kochrezepte in der Regel für vier Personen notiert würden: „Wie man sich fettet, so wiegt man …“
Nach der Pause – Schläper hat den Glitzer- mittlerweile mit einem Jogginganzug vertauscht – macht das Duo einen Ausflug in die Tierwelt: Paul, das Faultier, wäre er gern, sein Haustier sei nunmal der innere Schweinehund, und gäbe es eine Wiedergeburt, erlebte man diese wohl am besten als Eintagsfliege, denn da beschere einem schon ein One-Night-Stand lebenslange Treue. Und man habe es insgesamt schneller hinter sich: „Bevor man fett wird, ist man hin.“ Bereits am Vormittag sei die Pubertät vorbei, das Werben um die Liebste gestalte sich weit weniger aufwendig angesichts auch derer begrenzter Lebenszeit und mit etwas Glück endet die Suche nach einem passenden Liebesnest auch nicht im Backenbart eines Biergartengasts, der sich des kitzelnden Etwas mit einer beherzten Ohrfeige selbst entledigt.
Dass der Moment, an dem aus Freundschaft Liebe wird, jener ist, bei dem man gemeinsam pupst, ist auch noch zu erfahren. Nun ja.
„Jedes Töpfchen findet sein Deckelchen“ zitiert er seine Oma, doch dann müsse er wohl eine Art Auflaufform sein, meint Schläper, der seiner Fleischeslust lieber Zunder statt Zander gibt: Denn habe man allen Widrigkeiten zum Trotz doch ein geeignetes Objekt der Begierde gefunden, müsse das zumindest kochen können wie die Mama: Bei richtigen Männern sei eben immer Rehbratenwetter – und am besten werde das Bambi schön blutig serviert.
Eher unblutig möchte man den Abend insgesamt beschreiben: Weh hat’s zumindest nicht getan.
Von Claus Jürgen Holler