Radieschen-Schnippeln vor Chako & Co.

Rheinpfalz, Kultur Regional

Kulturprofil: Uwe Kreitmann und die Seinen: Die „Kabarettissimo“-Reihe im Mußbacher Herrenhof ist fast ein Familienbetrieb

Neustadt-Mussbach. „Kabarettissimo im Herrenhof“, das ist nicht nur das Programm auf der Bühne, sondern auch eine geschmackvolle Dekoration und eine Auswahl an kleinen, feinen Speisen und Getränken. Dass dafür quasi ein Familienbetrieb sorgt, wissen die wenigsten Kabarett-Besucher. Der Mußbacher Uwe Kreitmann, der die Reihe vor rund elf Jahren gründete und seitdem betreut, hat im Lauf der Zeit fast seine ganze Familie und auch Freunde eingespannt.

„Am Anfang war ich mit der Mutti allein“, erinnert sich Uwe Kreitmann. „Die Mutti“, das ist seine Mutter Doris. Die 64-Jährige kann sich noch gut daran erinnern, wie ihr Sohn irgendwann kam und gesagt hat: „Hilf mir“. Er brauchte Unterstützung für die Bewirtung der Gäste, und da konnte die Mutter natürlich nicht nein sagen. „Am Anfang sind wir allein zwischen der Küche und der Theke hin- und hergeflitzt, irgendwie hat es gehen müssen“, blickt Doris Kreitmann zurück. Anfangs sei allerdings die Zahl der Gäste auch noch weitaus kleiner gewesen, und zu essen habe es nur Brezeln und Baguette gegeben.

Unterstützung bekamen die beiden schon bei einer der ersten Veranstaltungen von Bianca Poth, der 32-jährigen Schwester Uwe Kreitmanns. Und als auch das nicht reichte, „da habe ich meinen Mann und die Schwägerin mitgezogen“, erzählt die resolute Doris Kreitmann. An Kabarett habe er eigentlich kein Rieseninteresse gehabt, verrät der 68-jährige Vater Klaus. Von seinem Sohn habe er einige Male Freikarten bekommen. „Und als dann ein Helfer ausgefallen ist, bin ich eingesprungen“, erzählt er. Inzwischen sei er „der Mann für alle Fälle“. Zu seinen Aufgaben gehört das Aufstellen der Tische und Stühle, die Dekoration, manchmal auch die Einlasskontrolle, der Thekendienst oder das Aufräumen. Und auch dem Geschehen auf der Bühne kann Klaus Kreitmann inzwischen mehr abgewinnen. Bianca Poth ist aus zeitlichen Gründen seit drei bis vier Jahren nur noch Springerin. Doch wenn ihr Bruder Hilfe braucht, versuche sie es einzurichten. So hat sie in dieser Saison geholfen, obwohl sie hochschwanger war.

Auch sie habe erst durch den Bruder Interesse an Kabarett entwickelt, erzählt Bianca Poth, während sie mit den anderen in der Küche sitzt und die Zutaten für die Speisen des Abends bereitet. Jeder hat sich in der kleinen Küche ein Plätzchen gesucht, einige sitzen, die anderen stehen. Paprika und Radieschen werden klein geschnippelt, Kiwis in Scheiben geschnitten, Brote geschmiert, auf dem Herd brodelt ein Topf Suppe, in einer Ecke steht eine große Schüssel mit Käsewürfeln, man unterhält sich, es wird gelacht.

Für die Zusammenstellung des Speiseangebots ist Doris Kreitmann zuständig. Kabarettissimo-Teller, Käseteller, Gulaschsuppe, Käsewürfel und Brezeln sind Standard. „Und dazu lasse ich mir immer wieder etwas Neues einfallen“, sagt Doris Kreitmann. Mal steht eine Kürbiscremesuppe auf der Speisekarte, ein anderes Mal gibt es kalten Braten mit Bratkartoffeln. Auch für den Einkauf ist Doris Kreitmann zuständig. Bevor am Abend Leute wie Christian „Chako“ Habekost oder Arnulf Rating die Herrenhof-Bühne betreten, sei sie schon morgens um 8 Uhr im Großhandel, erzählt ihr Sohn.

Schon seit vielen Jahren fast immer in der Küche dabei ist ihre Schwägerin Marliese Eppensteiner. Sie sei gerne dabei, auch deshalb weil fast alle Helfer zur Familie gehören, sagt die 72-Jährige. Gemeinsam mit ihrer Schwägerin bekocht sie auch einmal im Monat den Kulturtreff im Herrenhof. Und auch sie hat weitere Verwandtschaft mit ins „Kabarettissimo“-Boot geholt: „Geh“ doch mal mit“, habe ihre Mutter vor etwa vier Jahren gesagt, erinnert sich Marion Budell, die 38-jährige Tochter von Marliese Eppensteiner. „Es hat gleich Spaß gemacht, und jetzt gehöre ich auch zum Inventar“, sagt Marion Budell. Sie hilft beim Essen vorbereiten, beim Richten der Gläser und ähnlichem. Wenn es zeitlich möglich ist, schaue sie sich manchmal auch die Veranstaltungen an, obwohl sie sich früher nie für Kabarett interessiert habe.

„Als ich noch gearbeitet habe, wurde es mir manchmal schon etwas viel“, sagt Doris Kreitmann, die inzwischen in Rente ist. Jetzt stelle sie meistens mit ihrem Mann und weiteren Helfern schon donnerstagabends die Tische und Stühle im Saal auf. Nicht geändert hat sich, dass samstags um 14 Uhr mit dem Kochen begonnen wird. Weitere Mitglieder der „Kabarettissimo“-Mannschaft sind Nadine Bach, die 24-jährige Großcousine von Uwe Kreitmann, und ihr Freund Kai Schröder. Auch sie haben erst durch die Mitarbeit im Helferteam Interesse an Kabarett entwickelt und gehen inzwischen auch zu anderen Kabarettveranstaltungen.

Uwe Kreitmann ist nicht nur an den Veranstaltungstagen im Einsatz, er stellt auch das Programm zusammen, führt Gespräche mit den Künstlern, sorgt für Organisation und Werbung. Vor und nach den Veranstaltungen kümmert er sich um die Kabarettisten. Er wolle, dass diese sich in Mußbach wohlfühlten, sagt er. „Dazu braucht man Leute, auf die man sich verlassen kann, und das ist nun mal am ehesten die Familie“, resümiert er. So ein Kabarettabend könne hinter den Kulissen schon bis 2, 3, 4 Uhr in der Nacht dauern, ergänzt er. „Dann trinken wir alle noch ein Gläschen Sekt, bevor wir nach Hause gehen“, sagt Kreitmann.

Info

Die beiden letzten „Kabarettissimo“-Termine des Jahres sind Samstag, 6. Dezember, 20 Uhr, das Musik-Kabarettduo „Zu Zweit“ mit dem Programm „Spieltrieb“ und Samstag, 20. Dezember, 20 Uhr, der Nachholtermin mit Florian Schroeder und seinem Programm „Du willst es doch auch!“. Veranstaltungsort: Festhalle im Herrenhof-Kelterhaus. Karten bei Tabak Weiss (06321/ 2942) in Neustadt, der Papier-Schatulle (06321/60360) in Mußbach.

Von unserer Mitarbeiterin Annegret Ries