So originell wie Leberknödel mit Kraut

Sonntag Aktuell

„Twotones“ mit neuem Programm

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„Zehn Jahre Twotones – The best uff pälzisch“, ist Titel des in Blueskabarett-Kreisen mit Spannung erwarteten Programms, das am Freitag im voll besetzten Herrenhof (Neustadt-Mußbach) Premiere feierte. Das Duo Petra Sauer und Rainer Klundt will nun auch im längst dicht besetzten Mundart-Feld mitmischen – eine Ankündigung, die, nach vorherigen Anhören der aktuellen Twotones-CD „MundArt“, (er)schreckte.

Los geht der routinierte Auftritt des kleinen Wirbelwinds (Sauer) und des in der Tat begabten Pianisten (Klundt) mit einer schräg-schrillen Mischung aus Marschmusik und Mundharmonika. Wie immer heizt zunächst Sauer, die sich gerne als „kleinste noch lebende Diva der Welt“ bezeichnet, im Joy-Fleming-Stil ein: Als Männer mordender Vamp im Mini-Rock und mit schwarz-roter Stola fühlt sie sich erst so richtig wohl, wenn das andere Geschlecht sich um sie reißt: „Dann geht mers guud.“

Nicht unwitzig ist eine alte, ins Pfälzische übersetzte Nummer über die benachteiligte Frau: In „Männer sin“s net awwer sie hän“s halt äfach besser“ besingt Sauer das Schicksal ihrer Geschlechtsgenossinnen und beneidet Männer um warme Füße und ungebügelte Tennissocken, weiß aber zugleich, wer am Ende lachend am Grab steht. Stimmlich gut und auffallend professionell am Klavier begleitet, entfalten die Twotones eine Gruppendynamik im Saal, beziehen dabei aber das Publikum auf eine Weise ein, die Geschmackssache ist: „Isch petz“ se un“ pieks“ se bisse uffschdehn un“ mitsinge, net schää, awwer laut.“ Jedenfalls wird mitgeklatscht.

Weiter geht’s mit dem „autobiographischen“ Sketch über „de Morsche denooch“ – einem Blues über den Blues nach übertriebenem Alkoholkonsum, dem sich inhaltlich beizupflichten ein jeder genötigt sieht, dessen letztes Glas Wein auch schlecht war. Doch muss man das gleich besingen?

Ein Lichtblick ist dann „Ich hab’s versucht“: Wenn Sauer – Assoziationen an andere Tätigkeiten bewusst in Kauf nehmend – ihre „Hochdeutsch-Karriere“ erklingen lässt, ist das bisweilen durchaus witzig. Nicht übel kommt auch die Nummer über den Schwaben im Geisha-Club rüber, und richtig gut ist der Song über die „Tourismus-Plage“: Wer sich jemals als Pfälzer zur Zeit des Neuen Weins hinter Scharen von Reisebussen und Wohnmobilen die Weinstraße entlang gequält hat, lacht herzlich.

Nach einigen Längen treffen die Twotones mit ihrer mitreißenden Spielfreude und ihrer unbestrittenen Professionalität den Nerv des Publikums, das sogar schunkelt. Bekannte Songs über die Nöte einer Frau in den Wechseljahren, die den untreuen Mann rauswirft („Un doi FCK-Bettwäsch“ kannschd ach mitnemme“) sowie der mäßige witzige „Wrausgeputzte Ferdl“ leiten über zum „Grübel-Blues“ – einem recht sinnlosen Lied aus englisch-pfälzischen Versatzstücken, das immerhin Selbstkritik aufkeimen lässt: „Solle mer des nimmie mache?“ Dem Murren des Publikums lässt sich nur zustimmen.

Eine Gute-Laune-Nummer ist „Immer hoch die Gellarieb“ – von kranken Hamstern und leeren Kühlschränken wird da erzählt. Recht derb, aber immer besser läuft das Duo noch zu Höchstform auf, setzt ihrer filigranen Sprache mit dem Lied „G’schisse druff“ noch eine Krone auf, bis sie nach zwei Zugaben die Bühne verlassen.

Fazit: Ein Programm mit wenig Neuem, das durch die Reduktion aufs Pfälzische nicht besser oder schlechter wird – so originell wie Leberknödel mit Kraut. Aber die werden auch gegessen ….

Claus Jürgen Holler